Für einen Grossteil der Sportler rund um den Globus sind die Olympischen Spiele nicht nur ein Fixpunkt im Kalender, sondern generell ein absolutes Highlight ihrer Karriere. Oftmals wird dem Event bereits Jahre zuvor alles untergeordnet.
Dies war bis vor wenigen Tagen auch bei Roman Röösli der Fall. Als Ruderer ist der 26-Jährige in besonderem Masse auf den olympischen 4-Jahres-Rhythmus eingestellt. «In unserem Fall mit dem Doppelzweier haben wir sogar seit 8 Jahren auf diesen Event hingearbeitet», erzählt Röösli, der zusammen mit Barnabé Delarze ein Duo bildet.
Anpassungen auf allen Ebenen
Der Luzerner empfindet die Verschiebung der Sommerspiele in Tokio um ein Jahr als «sehr einschneidend». Die ganze Neuplanung, die nun in Angriff genommen werden muss, betrifft verschiedene Ebenen:
- Das Planerische:
Viele Sportler absolvieren nebenbei ein Studium oder arbeiten zumindest phasenweise in der Privatwirtschaft. «Planungstechnisch ist es sicher schwierig. Viele wollten nach den Spielen im Sommer wieder an die Uni oder für ein Jahr arbeiten», so Röösli. Diesbezüglich sei man nun auf das Entgegenkommen des Arbeitsgebers oder der Uni angewiesen.
Für den Trainer ist es schwieriger zu planen – und für uns durchzuhalten.
- Das Sportliche:
Statt sich derzeit an Wettkämpfen den letzten Schliff zu holen, müssen die Ruderer nun ein weiteres Jahr versuchen, ihr Leistungsniveau zu halten. Ein schwieriges Unterfangen, wie Röösli beschreibt: «Wir haben jetzt mehr als ein Jahr, in dem wir mit sehr wenigen Wettkämpfen auskommen müssen. Wettkämpfe sind sehr wichtig, das sind immer auch Etappenziele, an denen man sich orientiert und sich wieder motiviert. Für den Trainer ist es schwieriger zu planen – und für uns durchzuhalten.»
- Das Mentale:
Nicht zu vernachlässigen ist auch der psychische Aspekt, den die Verschiebung der Olympischen Spiele mit sich bringt. Ist es überhaupt möglich, die Spannung ein Jahr länger hochzuhalten oder wagt man gar besser einen Neuaufbau? «Es ist schwierig zu beurteilen, was diesbezüglich der beste Weg ist», sagt Röösli über die neue Situation. Im Moment gehe es auch darum, nicht nur auf dem Ruder-Ergometer zu sitzen, sondern auch mit Dingen zu trainieren, die Spass machen.
Über eines müssen sich Röösli und sein Teamkollege Delarze trotz vielen Unklarheiten und Umplanungen immerhin keine Sorgen machen: Das Olympia-Ticket, das seine Gültigkeit behält, haben sie bereits in der Tasche.