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Stimmen zum Lauberhorn-Streit «Der Weltcup ohne Lauberhorn-Rennen ist undenkbar»

Die Rennen in Wengen drohen aus dem Weltcup-Kalender zu verschwinden. Das OK und Swiss-Ski nehmen Stellung.

Der Streit zwischen dem OK der Lauberhorn-Rennen in Wengen und der Swiss-Ski-Führung hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Der nationale Skiverband hat am Mittwoch an der Online-Sitzung des FIS-Subkomitees Alpin beantragt, dass der Klassiker im Berner Oberland ab der Saison 2021/22 aus dem Weltcup-Kalender gestrichen wird.

Grund für den Streit ist, dass man in Wengen einen zusätzlichen Anteil der TV-Gelder von Swiss-Ski verlangt. In dieser Sache gelangte das Lauberhorn-OK an den Sportgerichtshof TAS. Trotz bereits erfolgtem Zwischenurteil wurde bisher keine Einigung gefunden.

Wir lassen beide Seiten zu Wort kommen. Urs Näpflin, OK-Präsident der Lauberhorn-Rennen, und Bernhard Aregger, Geschäftsführer Swiss-Ski, sprechen über folgende Punkte:

Der Streit um die Verteilung der TV-Gelder

  • Näpflin: «Es geht um eine zusätzliche Entschädigung. Die Gesamteinnahmen konnten gesteigert werden, wir haben daran aber keinen Anteil. Das finden wir nicht korrekt. Es geht ja um das Lauberhorn-Rennen, wir haben das ganze Risiko. Dann muss man über einen Verteilschlüssel diskutieren. Es darf nicht einseitig entschieden werden, wie die Entschädigungen ausfallen. Wir brauchen ganz klar mehr Geld, sonst können wir den Anlass nicht weiter durchführen.»

  • Aregger: «Wir waren mit ganz grossen Forderungen von Wengen konfrontiert, die wir so nicht bezahlen können und wollen. Wir haben das Kapital schon entsprechend erhöht. Im Vergleich zu den anderen Weltcup-Veranstaltern ist das überdurchschnittlich. Wenn wir diese Forderung bezahlen müssten, dann wären wir gezwungen, unter anderem im Nachwuchsbereich zu sparen.»

Der Antrag von Swiss-Ski bei der FIS

  • Näpflin: «Es ist absolut unverständlich, dass dieser Antrag gestellt wurde, ohne dass wir kontaktiert wurden. Wir versuchen seit Jahren, das Gespräch mit Swiss-Ski zu finden. Wir haben sie mehrmals dazu aufgefordert, mit uns an einen Tisch zu sitzen. Das ist offensichtlich nicht möglich. Jetzt hat Swiss-Ski den Zweihänder ausgepackt und versucht, uns einen Kopf kürzer zu machen. Das können wir auf keinen Fall so geschehen lassen.»
  • Aregger: «Wengen fordert von uns 5 Millionen Franken mehr. Das übersteigt den Rahmen. Wir haben unsere Abmachungen in den letzten 4 Jahren immer eingehalten. Jetzt haben wir ein laufendes Verfahren und wissen nicht, wie es ausgeht. Solange das Urteil nicht da ist, gibt es Risiken. Wir hatten nun die Möglichkeit, das Votum (zur Streichung der Lauberhorn-Rennen, Anm. d. Red.) bei der FIS einzubringen. Das ist völlig rechtens.»

Eine mögliche Einigung

  • Näpflin: «Wir haben immer signalisiert, dass wir in diesem Streit eine Einigung finden wollen. Wir pokern nicht, wir sind Partner, die diskutieren und Lösungen finden wollen. Die Türen sind nicht zu. Aber man muss auch flexibel bleiben und Kompromisse eingehen. Wir haben Swiss-Ski aufgefordert, an den Verhandlungstisch zu kommen. Wenn das nicht möglich ist, werden wir das TAS auffordern, das Verfahren wieder aufzunehmen. Im schlimmsten Fall muss das TAS ein Urteil fällen.»
  • Aregger: «Wir haben jetzt eine Situation geschaffen, die wie ein neutrales Terrain ist. Selbstverständlich sind wir gesprächsbereit. Wir kennen ja auch den Wert dieses Rennens. Aber wenn man in einem laufenden Verfahren ist, dann ist natürlich der Anteil an juristischer Sprache höher. Es kann jetzt auch eine Chance sein, dass man wieder aufeinander hört, miteinander spricht und gemeinsam versucht, einen Weg zu finden, wie wir in Zukunft wieder besser miteinander umgehen können.»

Die Schweiz ohne Lauberhorn-Rennen

  • Näpflin: «Es ist einer der wichtigsten Anlässe im Ski-Zirkus. Der Weltcup ohne Lauberhorn-Rennen ist für uns absolut undenkbar. Wir hätten die Möglichkeit, direkt an die FIS zu treten und einen Antrag zu stellen, damit die Rennen direkt an uns vergeben würden. Es gibt andere Veranstaltungen, bei denen das auch schon der Fall war. Wir kämpfen für die Rennen und stecken den Kopf ganz sicher nicht in den Sand.»
  • Aregger: «Der emotionale Wert, den Wengen hat, ist unbezahlbar. Niemand wünscht sich, dass man an einen Punkt gelangt, an dem man einen solchen Entscheid fällen muss. Aber wenn es um Forderungen geht, die wir nicht wahrnehmen können, dann muss man Verantwortung übernehmen.»

Radio SRF 3, Nachrichten, 20.05.2020, 13:40 Uhr ; 

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