Die Szenerie ist nur schwer vorstellbar: Weltcup-Rennen in Adelboden unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die drei Rennen – zwei Riesenslaloms und ein Slalom – enden in einem fast menschenleeren Zielraum, in dem auf und neben der imposanten Tribüne im Normalfall Tausende von Zuschauern die Fahrer anfeuern.
Gerade aus Schweizer Sicht ist das durch die Corona-Pandemie verhinderte Volksfest schade. Nach den Slalom-Spezialisten gehören auch die Riesenslalom-Fahrer nach jahrelanger Statistenrolle wieder zu den Hauptdarstellern. Allen voran Marco Odermatt, der in den bisherigen Rennen mit den Rängen 2, 3, 1 und 4 glänzte.
Odermatt will «cool bleiben»
Angesichts seiner Top-Leistungen vergisst man jeweils fast ein wenig, dass der 23-jährige Nidwaldner eigentlich noch über verhältnismässig wenig Weltcup-Erfahrung verfügt. Am «Chuenisbärgli» hat Odermatt bisher einen 10. Platz in der Statistik stehen. Nun reist er mit der roten Startnummer des Disziplinenführenden an.
«Dass ich hier erst einmal im 2. Lauf war, ändert nichts», gibt sich Odermatt gelassen. Auch das Fehlen der Zuschauer will er nicht überbewerten. «Es ist nicht gleich schön. Aber vielleicht ist es auch ein bisschen einfacher, weil man doch etwas weniger Druck verspürt», so der Nidwaldner.
Murisier: Nach Weihnachts- auch Geburtstagsgeschenk?
Weniger Druck als auch schon verspürt Justin Murisier. Kurz vor den Festtagen hatte sich der Walliser in Alta Badia mit seinem ersten Podestplatz im Weltcup ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gemacht. «Ich habe mir damit einen Lebenstraum erfüllt. Der Druck, den ich mir selber mache, ist nun etwas weniger hoch», so der 28-Jährige.
Etwas Wehmut kommt bei Murisier angesichts des leeren Zielraums auf. «Es ist schade, dass meine Familie nicht da sein kann. Am Freitag feiere ich Geburtstag», so der Walliser.
Murisier und seine Kollegen bekommen in diesem Jahr gleich zweimal die Gelegenheit, das lange Warten auf einen Podestplatz im «Riesen» in Adelboden zu beenden. 13 Jahre sind es her, seit einheimische Athleten dem Klassiker den Stempel aufgedrückt haben. Im Januar 2008 hatten Marc Berthod und Daniel Albrecht für einen Doppelerfolg gesorgt.