Eines war schon nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher klar: Die Lücke, die der österreichische Ausnahmekönner hinterlassen würde, ist riesig. Die Slalom-Wertung hat er von 2013 bis 2019 mit einer Ausnahme (2016) jedes Jahr gewonnen.
Hirschers Erben tun sich schwer
Auch in seiner letzten Saison dominierte Hirscher seine Konkurrenz nach Belieben. Im Slalom fuhr er in jedem der 10 Rennen in die Punkte, feierte 5 Siege und stand insgesamt 8 Mal auf dem Podest.
Im Jahr 1 nach seinem Rücktritt tun sich seine Nachfolger schwer, zu inkonstant zeigen sich die meistgenannten Favoriten.
- Henrik Kristoffersen: Für den Norweger bot sich die Chance, endlich aus dem Schatten von Hirscher zu treten. Noch will es ihm aber nicht so richtig gelingen. In der Slalom-Wertung liegt er nach den Rängen 1, 4 und 19 nur auf Platz 3. Zu wenig für den ehrgeizigen 25-Jährigen, der 2016 die kleine Kristallkugel gewann.
- Alexis Pinturault: Beim Saisonauftakt in Levi verpasste er im Slalom den 2. Lauf, danach siegte er in Val d'Isère, zuletzt setzte es in Zagreb mit Rang 9 aber wieder eine Enttäuschung ab. Pinturault muss in den nächsten Rennen wieder zulegen.
- Clément Noël: Der 22-jährige Franzose ist der einzige Fahrer, der es in dieser Saison im Slalom zweimal auf das Podest geschafft hat. Zuletzt schnappte er in Zagreb dem Schweizer Ramon Zenhäusern den Sieg vor der Nase weg. Und trotz seines Ausfalls in Val d'Isère führt er die Disziplinen-Wertung an.
Auch aus dem erweiterten Favoritenkreis konnte bisher kein Fahrer über sich hinauswachsen.
- André Myhrer: 3 Rennen, 3 Mal in den Top 5, Gesamtrang 2 hinter Noël – der Schwede scheint seine Konstanz wiedergefunden zu haben. Denn in der letzten Saison gab es für den 36-jährigen Routinier in 5 von 10 Rennen keine Punkte.
- Ramon Zenhäusern: Wie eng es im Slalom zu- und hergeht, lässt sich mit den Resultaten des Wallisers aufzeigen. Einmal stand er auf dem Podest, einmal knapp daneben (Rang 4), einmal schied er aus. Trotzdem beträgt sein Rückstand im Spezialklassement auf Platz 4 liegend nur 50 Punkte auf Leader Noël.
- Daniel Yule: Der 26-jährige Walliser machte in Levi dort weiter, wo er letzte Saison aufgehört hatte – mit Rang 3. Doch dann kam auch er ins Stocken. Zuletzt schaute in Zagreb nur der enttäuschende 27. Rang heraus. Beim nächsten Rennen könnte aber seine Stunde wieder schlagen: Im letzten Winter feierte er in Madonna di Campiglio seinen bisher einzigen Weltcupsieg.
Die Athleten haben erst einen Viertel des Slalom-Pensums hinter sich. Es bleibt also noch genügend Zeit, sich abzusetzen. Eine Tendenz wird sich wohl im Januar entwickeln. Am Mittwoch steht der Slalom in Madonna di Campiglio auf dem Programm, danach folgen die Klassiker von Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 05.01.2020, 17:30 Uhr