Zum Inhalt springen

Ziel ist der Gesamtweltcup Odermatt: Etwas lauter – und noch erfolgreicher?

Der Nidwaldner hat die Saison ideal lanciert. Aus seinen grossen Zielen macht er im «sportpanorama»-Gespräch keinen Hehl.

Wirklich viel Zeit hatte Marco Odermatt nicht, um seinen 5. Weltcupsieg zu feiern. Wenige Stunden nach dem Triumph im Riesenslalom von Sölden sass der Nidwaldner bereits im Studio des «sportpanorama». Dazwischen hatte er noch rasch «Mediensachen und Dopingprobe» hinter sich gebracht.

Schon vor dem ersten Rennen der Saison hatte Odermatt augenzwinkernd erklärt, seine Form sehe er auf einer Skala von 1 bis 10 «bei 9,9». Differenz Null, würde man im Jassen sagen. «Ich wusste keinen Grund, weshalb es nicht funktionieren sollte», schildert der Buochser im Gespräch mit Rainer Maria Salzgeber. Er, eigentlich ein eher leiser Typ, sei über seinen Schatten gesprungen und habe seine Ambitionen für einmal laut ausgedrückt.

Auf dem Podest hat es noch zwei andere Plätze. Die will man am liebsten mit den Kollegen teilen.

Als Basis für den Erfolg ortet er das Team, ein funktionierendes sei elementar. Dass Gino Caviezel ausgerechnet Vierter geworden sei, wurmte ihn: «An erster Stelle steht natürlich der Einzelsportler, doch auf dem Podest hat es ja schliesslich noch zwei andere Plätze. Die will man am liebsten mit den Kollegen teilen.» Sein Sieg helfe auch dem Team. Etwa die in Sölden etwas glücklosen Loïc Meillard und Justin Murisier, die im Training jeweils mit ihm mithielten, wüssten, welches Potenzial in ihnen stecke.

Zum «lauteren» Odermatt gehört auch, dass er als Ziel offen den Gesamtweltcup ausruft. «Am liebsten schon in diesem Jahr. Doch es muss vieles funktionieren. Es gibt jedoch noch 39 Mal 100 Punkte zu holen, es ist noch ein langer Weg», relativiert er. Im Vorjahr fehlte wenig zum Gewinn der grossen Kugel, nur knapp musste er Routinier Alexis Pinturault den Vortritt lassen.

Ob die Saison wiederum im Zeichen dieses Duells steht, ist fraglich. Denn mit je 20 Speed- und Technikrennen wurden die schnellen Disziplinen aufgewertet. «Für mich ist das ein Vorteil, für einen Aleksander Kilde aber auch», lautet Odermatts Urteil. Abgesehen vom norwegischen Kontrahenten will er keine Namen nennen. «Man weiss nie, mit mir rechnete man im Vorjahr auch nicht. Wenn es klick macht, kann man sofort mehrere Rennen gewinnen.»

Wir fahren gegen die Zeit und nicht grundsätzlich Mann gegen Mann.

Die Gleichberechtigung der Disziplinen war eine erste Massnahme der neuen FIS-Führung. Doch die Pläne gehen viel weiter, vom Abschaffen des Super-G und Parallelrennen in höherer Kadenz ist die Rede. Nicht auf Wunsch der Athleten, wie Odermatt betont: «Wir Athleten sind uns weitgehend einig, dass man an den vier Hauptdisziplinen festhalten sollte. Ich bin kein Fan von Parallel-Rennen. Wir fahren gegen die Zeit und nicht grundsätzlich Mann gegen Mann.»

Der zweite grosse Fixpunkt der Saison sind freilich die Olympischen Winterspiele in Peking. Den Kampf um Gold, Silber und Bronze fernab der Heimat, aber auch abseits jeder Skikultur, bewertet der 25-Jährige diplomatisch: «Natürlich wäre ich lieber woanders gefahren, an einem Ort, wo auch Schweizer Fans am Tag die Rennen mitverfolgen könnten und der Wintersport mehr Tradition hat. Doch Olympische Spiele sind etwas Grösseres, also muss man wohl auch grösser denken.»

SRF zwei, sportpanorama, 24.10.21, 18 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel