Warum sich das eine Glas Wein mehr, die eine Bratwurst zusätzlich oder die Feierabendzigarette versagen? «Ein Ziel ist, im Alter möglichst lange unabhängig zu bleiben», sagt Christoph Stirnimann, Hausarzt aus Stäfa. «Was man selber dazu beitragen kann, sollte man auch nutzen.»
Kommt ein Patient in seine Praxis, klärt Christoph Stirnimann zuerst im Gespräch ab, wo die Probleme liegen. Übergewicht? Zu viel Alkohol? Rauchen? Was zeigen Laborwerte wir Blutdruck oder Blutzucker?
Lebensveränderungen lebenslang
Sieht der Hausarzt einen Punkt, an dem er gut ansetzen kann, bespricht er mit dem Patienten die «lifestyle modification», die Veränderung der Lebenssituation. Dabei liefert er Tipps für mehr Bewegung, Argumente für eine gesündere Ernährung, Gründe, um das Rauchen einzuschränken. Doch das Wichtigste an den «lifestyle modifications»: Die Lebensveränderungen sollen lebenslänglich sein. Das heisst: Sie müssen so gut für den Patienten umzusetzen sein, dass sie ihn auf Dauer nicht zu sehr einschränken – denn sonst ist das Scheitern vorprogrammiert.
Für die Ernährung bedeutet das: Wer gerne mastige Gerichte isst, kann sich überlegen, wie er Speisen ohne allzu grossen Verzicht leichter gestalten kann oder ob sich das Essverhalten an sich verändern lässt – beispielsweise nicht mehr vor dem Fernseher zu essen oder kleinere Portionen zu schöpfen und stärker auf das Sättigungsgefühl zu achten.
Mehr Bewegung lässt sich oft schon ganz einfach in den Alltag integrieren. Allein wer das Auto zugunsten des ÖV stehen lässt, legt bereits in der Regel einige Meter mehr zu Fuss zurück. Noch besser ist dran, wer auf sein Rad steigt oder Aufzüge ignoriert. Christoph Stirnimann rät manchen Patienten sogar, sich einen Hund zuzulegen, mit dem sie mindestens einmal bei jedem Wetter eine Runde drehen müssen. Vielleicht finden sich aber auch Gleichgesinnte, um gemeinsam zu joggen, zu walken oder Velotouren zu machen.
Besonders stark profitiert, wer den Zigaretten entsagt. Bei frischgebackenen Nichtrauchern beginnt das Herzinfarktrisiko bereits nach einem Tag zu sinken. Nach drei Monaten Nikotinabstinenz kann die Lunge bereits wieder bis zu 30 Prozent mehr Atemluft aufnehmen. Und nach einem Jahr ist das Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefässe halb so gross wie bei Rauchern.