Ja, Telefonwerbung nervt! Und diesen Ärger versuchen sich einige schlaue Köpfe zu Nutze zu machen. Die Firma Datacom etwa versprach ihren Kundinnen und Kunden ein Ende der lästigen Anrufe, wenn sie sich gegen Bezahlung auf eine Liste setzen liessen. Seit kurzem ist nun ein weiteres Unternehmen mit der gleichen Masche aktiv. Die Geminis Marketing GmbH verkauft ebenfalls Einträge auf einer Werbesperrliste – für 130 Franken im Jahr.
Die Firma greift dabei selbst auf jenes Mittel zurück, gegen das sie offiziell ankämpft: Werbetelefone. Und sie macht auch nicht Halt vor Nummern mit Sterneintrag. Beim Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 haben sich mehrere verärgerte Hörerinnen und Hörer gemeldet, die trotz Sterneintrag von der Geminis Marketing GmbH angerufen worden sind.
Achtung:
«Espresso/Kassensturz» arbeitet nicht mit Werbesperre zusammen!
Laut Aussagen von mehreren Personen, die von der Geminis Marketing GmbH angerufen wurden, behauptet die Firma, sie arbeite mit «Espresso» und «Kassensturz» zusammen die Sendungen würden werbesperre.ch sogar empfehlen. Beides stimmt nicht. Die Sendungen raten ausdrücklich davon ab, einen Vertrag mit dieser Firma einzugehen!
«Was soll daran nicht okay sein?»
Auf ihrer Internetseite «werbesperre.ch» präsentiert sich die Geminis Marketing GmbH als starke Kämpferin gegen Werbetelefone. Die Firma spricht von «Konsum-Verführungs-Terror» und «Werbewahnsinn». Sie schreibt sogar: «Ungewünschte Werbeanrufe sind auch in der Schweiz verboten (Sterneintrag, Anmerkung d. Red.). Trotzdem laufen die Drähte vieler Verbraucher heiss.»
Gerne möchte «Espresso» von der Geminis Marketing GmbH wissen, weshalb sich denn nicht einmal sie an den Sterneintrag halte. Eine Antwort gibt es nicht darauf. Vielmehr macht die wortreiche Stellungnahme von Geschäftsführer Daniele Lunario den Eindruck, als ob die Firma Telefonwerbung gar nicht so schlecht finde: «Das Telefon ist eine der günstigsten und effektivsten Verkaufsmethoden. […] Auch der Bund führt per Telefon Statistiken durch und es gibt sogar Parteien, welche per Telefon auf Stimmenfang gehen. Was soll daran nicht okay sein?»
Und weiter: «Es wäre wirtschaftlich gesehen gar nicht interessant, Telefonmarketing auf null zu bringen. Man würde damit zig KMUs in den Ruin treiben.»
Grosse Zweifel an Verbindlichkeit
Das Konzept der Geminis Marketing GmbH soll so funktionieren: Die Firma mahnt im Namen ihrer Kundinnen und Kunden andere Firmen «schriftlich per Einschreiben» ab. Ausserdem werde bei diesen Firmen die Löschung der entsprechenden Kundendaten verlangt.
Gegenüber «Espresso» äussern diverse Hörerinnen und Hörer Zweifel an diesem System. Einer bringt es so auf den Punkt: «Es gibt ja keine rechtliche Grundlage, dass irgendjemand darauf reagieren müsste. Das einzig Verbindliche wäre der Sterneintrag – aber wenn nicht einmal dieser beachtet wird, werden Werbesperrlisten von irgendwem wohl noch viel weniger beachtet.»
Diese Einschätzung teilt die Stiftung für Konsumentenschutz. Geschäftsleiterin Sara Stalder: «Wir empfehlen deshalb, mit ‹werbesperre.ch› keinen Vertrag abzuschliessen.»