Forscher haben kürzlich eine alarmierende Entdeckung gemacht: In Honig, in Milch und sogar in Trinkwasser schwimmen kleinste Plastikteilchen – sogenanntes Mikroplastik. Die deutsche Konsumentensendung «Plusminus» hat darüber berichtet. Der Verdacht: Plastikkügelchen in vielen kosmetischen Produkten und Zahnpasten verursachen diese Verunreinigungen.
Wir haben täglich Plastik im Mund
Viele führende Kosmetikhersteller verwenden solche Mikropartikel. Typische Beispiele sind Reinigungscremes mit Mikroperlen und Peeling-Produkte mit Mikro-Kügelchen. Aber vor allem bei Zahnpasten sind die kleinen Plastikkügelchen beliebt.
Also ausgerechnet bei Artikeln des täglichen Gebrauchs. Die Plastikkügelchen sollen dort mechanisch den Schmutz von den Zähnen entfernen. Dass es sich bei diesen Bestandteilen um Plastik – also um ein künstliches Produkt – handelt, wird oft im Kleingedruckten versteckt.
Der deutsche Chemiker Gerd Liebezeit hat verschiedene Kosmetika untersucht und geprüft, wie viel Plastik in ihnen steckt. Bei der Zahnpasta Pearls and Dents sind es beispielsweise mehr als zehn Prozent.
Abbaubare Alternativen wären vorhanden
Das Problem an der ganzen Sache: Die Kläranlagen können diese kleinen Partikel nicht komplett zurückhalten. Gerd Liebezeit erklärt: «Ein Teil der Kügelchen gelangt deshalb in die Umwelt. Und wenn der Klärschlamm als Dünger benutzt wird, liegt der Plastik auch auf den Feldern. Der Wind bläst ihn dann in die Atmosphäre.»
Doch wie kommen Hersteller überhaupt auf die Idee, Plastik in Pflegeprodukte zu mischen? Nötig ist es nämlich nicht, wie Bernhard Wehrli vom Wasserforschungsinstitut Eawag in der Sendung «Kassensturz» erklärt: «Die Plastikteile müssen durch abbaubare Substanzen ersetzt werden. Und diese gibt es längst und sie sind genauso gut.»
Das Problem wird unterschätzt
Hersteller behaupten, dass kaum etwas vom Plastik in die Umwelt gelange. Doch Forscher der ETH Lausanne finden im Genfersee genau dieses Mikroplastik. Das Bundesamt Bafu nimmt darum auch andere Gewässer unter die Lupe. Wie gefährlich der Mikroplastik für Mensch und Tier ist, können die Behörden zurzeit nicht sagen. Im Moment finden Analysen statt, Resultate sollen im Herbst vorliegen.
Nach Meinung von Wasserexperte Bernhard Wehrli wird das Problem aber unterschätzt: «Man ging davon aus, Plastik ist nicht gefährlich, nicht giftig. Aber wir produzieren derart viel davon und haben erst vor kurzem realisiert, dass der gesamte Plastik am Schluss im Meer landet. Das Meer wird zur Endlagerstelle für Plastik, und das darf nicht sein.»
Nivea will künftig ohne Plastik auskommen
Doch nicht nur im Meer ist Plastik ein Problem: Professor Gerd Liebezeit hat entdeckt, dass wir auch Plastik essen. In jeder fünften Honigprobe fand der deutsche Chemiker kugelförmige Plastikteilchen. Solche, wie sie in Kosmetika vorkommen. Auch in Milch fand er solche granuläre Teilchen.
Von «Kassensturz» mit dem Problem konfrontiert, schreibt Nivea- Hersteller Beiersdorf, man werde aufgrund der aktuellen Diskussion künftig in Pflegeprodukten keine Polyethylen-Partikel mehr einzusetzen. Weiter heisst es: «Aktuell verändern wir unsere Formeln entsprechend und werden bis Ende 2015 die Polyethylen-Partikel in allen relevanten Produkten ersetzen.»
Experte nimmt Stellung
Warum verwenden Kosmetikhersteller Mikroplastik? Und was gedenken Schweizer Hersteller zu tun angesichts der neuen Erkenntnisse? Bernard Cloëta, Geschäftsführer vom Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverband steht im «Kassensturz»-Studio Red und Antwort.