Barock – mon amour - Barocke Ideen, die die Welt veränderten
Francis Bacon, Isaac Newton, John Locke: So manche Geistesgrösse aus dem Barock prägt unsere Gedankenwelt bis heute. Diese sieben Ideen aus dem Barock haben die Welt in eine neue Richtung gelenkt – wirken zum Teil bis heute nach.
Eine radikale Innovation, eine neue Methode: der Empirismus. Ohne ihn wären die exakten Wissenschaften nicht entstanden. Die Grundidee: Wahre Erkenntnis beruht auf Sinneserfahrung, auf Beobachtung und Experiment. Es reicht nicht mehr, Vorgänge «rationalistisch» erklären zu wollen – also Erkenntnis aus dem Denken allein zu schöpfen. Die tauglichen Grundlagen, um die Welt zu verstehen, sind objektiv bestimmbare, wissenschaftlich abgestützte Fakten. Francis Bacon, Thomas Hobbes und John Locke sind da zu nennen. Britische Philosophen und Naturwissenschaftler führten diese aufklärerische Strömung an, die im Barock begann und bis heute fortwirkt.
Absolutismus
Der Absolutismus war der Versuch, möglichst viel Macht im Herrscher zu vereinigen. Alte und regionale Sonderrechte sollten abgeschafft, die politische Mitwirkung ständischer Institutionen ausgehebelt und der Staat zu einem homogenen Gebilde umgestaltet und zentral gelenkt werden. Paradebeispiel ist Frankreich unter Ludwig XIV. Doch nicht einmal hier gelang es, den Monarchen mit absoluter Machtfülle auszustatten. Denn das wirtschaftlich erstarkende Bürgertum und der Dienstadel verlangten immer lauter nach Mitbestimmung. Und die zügellosen Ausgaben des Königs für Repräsentation und Armee stürzten das Royaume ins Desaster.
Heliozentrisches Weltbild
1757 hob Papst Benedikt XIV. den Bann gegen Werke auf, die ein heliozentrisches Weltbild vertraten. Die Anerkennung der Werke von Isaac Newton in der wissenschaftlichen Welt hatte
mächtig Druck auf die Hüter katholischer Wahrheiten ausgeübt. Ab 1822 erlaubte die Inquisition allgemein die Veröffentlichung von Werken, die die Auffassung der modernen Astronomen zum Ausdruck brachten. Der Streit um das System des Kopernikus, das Galileo Galilei 1632 in seinem «Dialogo sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e Copernicano» gestützt hatte, war zu Ende.
Newtonsche Gesetze
Hätten wir doch mehr Freude am Physikunterricht gefunden, um die Gesetze von Isaac Newton zu verstehen. Erstens – das Trägheitsprinzip: «Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.» Zweitens – das Aktionsprinzip: «Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt.» Drittens – das Wechselwirkungs- oder Reaktionsprinzip: «Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus, so wirkt eine gleich grosse, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A.» Im Alltag bedeutet das, dass ich (erstens) nicht vom Stuhl falle, solange mich niemand hinunterstösst; dass (zweitens) die Kaffeetasse vom Tisch plumpst, wenn ich mit dem Ellenbogen dagegen pralle; und dass mich (drittens) der Fuss schmerzt, wenn ich einen hart getretenen Flankenball abnehme. Dass diese Grundzüge der Mechanik das Leben durchdringen, ging damals in der Schule völlig an uns vorbei.
Aufklärung
«The Age of Reason», «Le siècle des Lumières», «die Aufklärung»: Allein die Epochenbezeichnungen werfen Schlaglichter auf die geistige Strömung, die im späteren 17. Jahrhundert in Grossbritannien entstand und sich im 18. Jahrhundert in Frankreich zunehmend radikaler äusserte. Die Teilung der Staatsgewalt in Legislative und Exekutive, die John Locke 1690 forderte und die Montesquieu 1748 um die Judikative erweiterte, führte zu einem neuen Staatsverständnis. Die Vernunft als Massstab. Bürger- und Menschenrechte waren Kerninhalte der Aufklärung, die die intellektuelle Grundlage für die Amerikanische und die Französische Revolution und die moderne Demokratie bildet(e).
Vanitas
Alles Irdische, das ganze Leben mit seinem Streben nach diesseitigem Glück, ist vergänglich. Diese Erkenntnis verdichtet sich im lateinischen Wort «Vanitas»: leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit, Lüge, Prahlerei, Vergeblichkeit. Die Denkfigur ist alttestamentlich, ihre grösste Kraft erreichte sie im Barock. Der Slogan «Memento mori» (sei dir deiner Sterblichkeit bewusst) und das Horazsche «Carpe diem» (pflücke den Tag) gehören zu diesem Gedankengebäude. In diesem wird auch der Konflikt zwischen der Demut, einem Leitgedanken des Mittelalters, und dem wachsenden Selbstbewusstsein der Elite der frühen Neuzeit offenbar. In der bürgerlichen Hochkultur obsiegte schliesslich das Diesseits.
Schlosspark Versailles
Ludwig XIV. wäre entsetzt, das Tor zu seiner Demeure so weit offen zu sehen: Jährlich besuchen sieben Millionen Menschen sein Prunkschloss und die Gartenanlagen, die es umgeben. 75‘000 gestutzte Bäume und Bäumchen, unzählige Hecken und Brunnen, Wege, Blumenbepflanzungen und Skulpturen hat André Le Nôtre, Ludwigs oberster Gartenarchitekt, in seinem «jardin à la française» ab 1662 zu einem Monument zu Ehren des Sonnenkönigs modelliert. Symmetrie war Le Nôtres oberstes Prinzip, die Gesetze von Optik und Perspektive hatte er studiert. Mit Versailles und seinem Park schuf er das Vorbild für viele Barockanlagen.
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