Als der Film «Entre les murs» ins Kino kam, war für den Leiter des Jungen Theater Basel Uwe Heinrich klar: Dieser Stoff lässt sich dramatisieren. Der Film basiert auf einem Roman von François Bégaudeau, in dem er seine 10-jährige Erfahrung als Lehrer verarbeitete. Heinrich schrieb das Textbuch fürs Theater und ging auf die Suche nach Darstellerinnen und Darstellern.
Theater mit einer echten Schulklasse
Im Schulhaus Letzi, einem Zentrum für Brückenangebote, wo Jugendliche ein 10. Schuljahr absolvieren können, stiess Heinrich auf offene Ohren. Die Verantwortlichen erkannten im Theaterprojekt eine Chance für Persönlichkeitsentwicklung, die es zu nutzen galt. Alle angehenden Schülerinnen und Schüler wurden angefragt, ob sie Interesse hätten, Theater zu spielen. Diejenigen, die sich meldeten, bilden seit dem Sommer 2013 eine eigene Klasse.
Mit den 15 Schülerinnen und dem einen Schüler erarbeitete der Theaterpädagoge in Windeseile eine Spielbasis. Er legte insbesondere Wert auf Körperbewusstsein. «Für Jugendliche, die langsam erwachsen werden und eine gewisse Körperlichkeit ablegen, ist die Schauspielerei eine riesige Herausforderung», sagt Heinrich.
Bühne statt Schule
Ab Mitte Oktober besuchten die Schüler lediglich zwei Unterrichtslektionen pro Tag. Danach ging's ins Theater. In der heissen Phase vor der Premiere war der Schulunterricht sogar ganz gestrichen.
Doch Unterricht fand eben auch auf der Bühne statt: Eine verzwickte Situation. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, zwischen Schule und Theater verwischten. Das wirkte sich insbesondere auf die Proben aus.
Regisseur Sebastian Nübling: «Klar, ich bin schnell in die Position des Lehrers gerutscht.» Phasen der Unlust, Unkonzentriertheit und des Widerstands seien vorprogrammiert gewesen.
Der tägliche Kampf
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Doch die Hürde ist genommen, das Stück kommt auf die Bühne des Theater Basel. Dabei blickt das Publikum hinter die Mauern eines Klassenzimmers. Wohnt dem täglichen Kampf zwischen Lehrer und Schülern bei.
Obwohl: Mit Realität hat die Bühnenadaption nicht allzu viel gemein. Die Figur der Lehrperson ist stark überzeichnet. Zudem werden die Spielszenen immer wieder von musikalischen und choreographischen Elemente unterbrochen – Nüblings Markenzeichen. In Basel hofft man nun, dass die Inszenierung eine fundierte Auseinandersetzung mit dem heiss diskutierten Thema Schule anstösst.