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Zwei Gruppen stehen sich auf einem Fussballfeld gegenüber.
Legende: Diese grosse Schlacht spielt sich auf einem Fussballfeld ab. Nelly Rodriguez

Bühne Die Treibstoff Theatertage in Basel sind grössenwahnsinnig

«Die grosse Schlacht» ist eine Produktion, die für ihre Macher eigentlich eine Nummer zu gross ist: Das Kollektiv «helium x» interpretiert die Schlacht bei St. Jakob, und versucht damit ein Stadion zu füllen. Das ist gut so, denn an dem Theaterfestival sollen sich junge Theatermacher ausprobieren.

Zum siebten Mal findet in Basel das Treibstoff Theaterfestival statt. Zum Eröffnungsabend versammelt sich das Publikum an einem Ort, den man nicht unbedingt mit klassischem Theater in Verbindung bringt: in einem Fussballstadion. Und das, was junge Theaterschaffende dort auf den Rasen bringen, hat auch wenig mit Theater im klassischen Sinn zu tun.

Verzweifeltes Posieren eines Einzelkämpfers

«Die grosse Schlacht» ist der Versuch, die geschichtsträchtige Schlacht bei St. Jakob im Jahr 1444 nachzustellen. Wer da ein riesiges Kampfgetöse à la Ben Hur erwartet, wird überrascht. Zu Beginn des Stücks betritt ein einziger Mann in Fussballkleidung den hell erleuchteten Rasen und schreit dem Publikum auf der Tribüne entgegen. Er wirft sich in Kriegsposen, fuchtelt mit den Fäusten durch die Luft, lässt sich auf den Boden fallen, hantiert mit einem unsichtbaren Schwert: eine wenig realistische Aufführung der grossen Schlacht. Das gesteht sich auch der Schauspieler ein und holt sich Verstärkung.

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Wer gegen wen?

Doch auch mit dem Aufmarsch von mehr Personal ist die Re-Inszenierung nicht getan, realisieren die Schauspielerinnen und Schauspieler, als sie über das Fussballfeld rennen und sich gegenseitig angreifen. «Wir brauchen Kategorien», wirft ein junger Mann ein. Denn: Wer kämpft eigentlich gegen wen, und weshalb? Ist es ein Geschlechterkampf, ein Verteilkampf oder verfallen die Kämpfenden gar einem Opfer-Täter-Diskurs?

Das junge Theaterkollektiv «helium x» kritisiert Schlachten als solches, nutzt den Kampf aber zugleich als Metapher. Philippe Heule, der in der kommenden Spielzeit auch am Theater Basel als Hausautor tätig sein wird, erklärt: «Es gibt so viele sinnlose Schlachten, die fast schon zufällig geschehen und im Nachhinein mit Bedeutung aufgeladen werden.» So geht es in «Die grosse Schlacht» um Nationalismus, um die Suche nach Zugehörigkeit, Bedeutung und nach grossen Emotionen.

Grössenwahn erleben und thematisieren

Indem das Kollektiv sich die eigentlich unmögliche Aufgabe stellte, zu viert ein leeres Fussballstadion zu bespielen, wollten sie den Grössenwahn solcher Schlachten offensichtlich selbst erleben.

Menschen stehen wirld durcheinander auf einem Fussballfeld.
Legende: Das junge Theaterkollektiv «helium x» rennt über die Wiese und stellt dabei das Schlachten infrage. Treibstoff Theatertage

Ein Grössenwahn, den sich die jungen Theaterschaffenden nur dank der Unterstützung des Treibstoff Festivals leisten konnten. Das Festival zeichnet sich dadurch aus, dass keine fertigen Projekte eingereicht werden, sondern Konzepte. Eine Fachjury entscheidet dann, welche mit Begleitung weiterentwickelt werden. «Wir hätten ein solch riesiges Projekt wie die Schlacht niemals fertig entwickeln können, wenn wir nicht unterstützt worden wären», so Philippe Heule.

Das Produktionsfestival Treibstoff wurde 2004 gegründet, um Nachwuchskünstlern eine Plattform zu bieten und die freie Szene zu beleben. Dies funktioniere, ist sich Philippe Heule sicher. «Das Festival ist ein Sprungbrett.» Viele frühere Teilnehmende haben sich heute in der Theaterwelt etabliert, beispielsweise Boris Nikitin oder Thom Lutz.

Gewonnene Schlacht

«helium x» inszenieren das Stück lustvoll. Es gelingt ihnen, das viel zu grosse Stadion mit Wortwitz und effektvollen Gesten zu füllen, beim Zuschauer Bilder im Kopf zu erzeugen, obwohl sie diese nur andeuten, und gekonnt zwischen Ironie und Ernst hin und her zu wechseln. So dürfte auch für sie das Treibstoff Festival ein Sprungbrett sein, das sie in die nächste Liga des Theatermachens katapultiert.

Sendung: Kultur kompakt, 3.9.2015, 16:45 Uhr

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