Seit ungefähr der Jahrtausendwende ist Franz Hohler hauptsächlich als Schriftsteller aktiv. Fast im Jahrestakt kommen neue Erzählsammlungen von ihm auf den Markt. Zu seinem 70. Geburtstag am 1. März 2013 erscheint beispielsweise der Band «Der Geisterfahrer», eine Sammlung vieler seiner längeren Erzählungen.
Kabarettist oder Spoken-Word-Poet?
Zu einer der wichtigsten Stimmen des helvetischen Kulturschaffens wurde Franz Hohler aber mit seinen Bühnenauftritten als politisch-kritischer Kabarettist oder, wie die heutige Berufsbezeichnung lautet, als Spoken-Word-Poet. Legendär sind abendfüllende Programme wie «Pizzicato» (1965), «Schubert-Abend» (1979) oder «Der Flug nach Milano» (1985), die Fernsehsatire «Denkpause» (1980-83) oder die Radiosatire «Zytlupe» (seit 1986).
Mindestens so bekannt ist Hohler durch die beliebten Kindersendungen «Franz und René», «Gspass mit em Franz Hohler» oder «Spielhaus» in Radio und TV. Im Gegensatz zu seinem literarischen Schaffen, trägt Hohler seine Performance-Texte fast immer in Mundart vor. Mit dem Sammelband «Schnäll i Chäller» hält er nun Rückschau auf dieses dialektale Gesamtwerk. Er holt, bildlich gesprochen, seine Mundartvorräte aus dem Keller.
Haufenweise Klassiker - doch einer fehlt
Die zeitliche Klammer dieses Lebenswerks ist gross: Sie reicht von Liedern aus den frühen 70er Jahren bis zu einer «Zytlupe»-Sendung auf Radio DRS 1 aus dem Jahr 2009. «Igelzüglete», «S Lied vom Chäs», «Es si alli so nätt» oder «s Geischterlied»: Die Sammlung zeigt, wie viele Klassiker der pointierten Gesellschaftssatire Hohler geschaffen hat. Nur seine Paradenummer «s Totemügerli» fehlt. Diese berühmte Geisternummer in erfundenem Berndeutsch gehöre in die Sammlung «Wegwerfgeschichten» und solle dort bleiben, schreibt Hohler im Vorwort. Das ist bedauerlich.
Einige Erstveröffentlichungen
Fast verschämt verstecken sich zwischen den bekannten Gedichten, Liedern, Übersetzungen, Ansprachen und Radiobeiträgen auch Erstveröffentlichungen. In alter Schärfe zeigt sich Franz Hohler bei den «Zytlupe»-Sendungen und bei den drei Ansprachen, die im Buch erstmals abgedruckt werden. Etwa wenn er unbarmherzig detailliert die lebensfeindliche Industrie- und Geschäftslandschaft seines Lebensraums Zürich-Oerlikon schildert, um dennoch im trotzigen Ausruf zu gipfeln: «Das isch myni Corporate Identity!»