Zwei Männer und vier Frauen teilen sich dieses Jahr die Moderation der ktv-Künstlerbörse in Thun. Eine von ihnen überzeugte bereits im letztjährigen Programm und wagt nun den Rollenwechsel: die 35-jährige Sarah Hakenberg aus München.
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Liebe auf den ersten Ton
Bei der Börse 2012 hat die Deutsche Kabarettistin mit einem Ausschnitt aus ihrem Programm «Fleischhauerball» das Publikum in wenigen Augenblicken in ihren Bann gezogen. In ihren Liedern spielt sie fröhlich mit den Erwartungen des Publikums, um ihm dann keck zuzurufen «April April, ich hab‘ euch reingelegt». Dazu setzt sie ein zuckersüsses Lächeln auf und entlockt ihrem Instrument einen heiteren Lauf an. Die Bühne teilt sie nur mit dem Flügel, auf dem sie sich selber begleitet.
In ihrem zweiten Solo-Programm «Fleischhauerball» dreht sich eigentlich alles um Liebe. Dort finden sich zwar Liebeslieder, doch diese haben ihre Tücken. Was romantisch beginnt, wendet sich auf einmal zum Makabren. Auch ein Lied über Mutterliebe wird weder zur sentimentalen Schwärmerei noch zur wehleidigen Klage – vielmehr träumt sie davon, sich im Café ein Baby zu klauen.
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Subtile Pointen
Sarah Hakenberg ist eine zierliche Erscheinung mit einer starken Ausstrahlung. Sie hat offensichtlich grosse Freude daran, mit dem Publikum zu kommunizieren. So stellt sie ihm, im Gegensatz zu anderen Kabarettisten, richtige Fragen und geht spontan und schlagfertig auf die Antworten ein.
Durch ihre offene Art trauen sich sogar die sonst zurückhaltenden Schweizerinnen und Schweizer mitzumachen. Von denen wiederum ist die deutsche Kabarettistin höchst angetan, wie sie begeistert erzählt. Mit ihrem feinen Humor und den subtilen Pointen ist sie auf Zuschauerinnen und Zuschauer angewiesen, die genau zuhören – und die mitdenken. Das tut das Schweizer Publikum, ist sie überzeugt. Sie habe sich schon gefragt, sagt Sarah Hakenberg, ob sie in Wahrheit mit ihrer Art von literarisch-musikalischem Kabarett in der Schweiz nicht fast besser aufgehoben sei als in Deutschland.
Schwierige Aufgabe in Thun
Die Veranstalter sehen das offensichtlich ähnlich, wie sich an ihrem Tourplan ablesen lässt. Ihr überzeugender 20-Minuten-Auftritt bei der Künstlerbörse 2012 hat sich ausgezahlt. Allein im Herbst 2013 ist sie bereits für ein gutes Dutzend Soloabende in der ganzen Schweiz gebucht.
Dieses Jahr ist Sarah Hakenbergs Aufgabe als Moderatorin der Börse, die Kurzauftritte der Künstlerkolleginnen und Kollegen gekonnt zu verbinden. Ihr Gespür für Stimmungen dürfte ihr dabei auf jeden Fall zu Gute kommen. Schliesslich gilt es, all die vielen verschiedenen Sparten der Kleinkunst unter einen Hut zu bringen. So muss sie das Publikum beispielsweise nach einer fetzigen Band in wenigen Minuten auf eine versponnene Pantomime oder ein politisches Kabarett um- und einstellen.