Mehr Spiellust geht nicht, müssen die Zuschauenden denken, die Eugénie Rebetez‘ Ideenreichtum und die Virtuosität ihres Körpers erleben. Eines Tages, in der Garderobe traditioneller Tanzproduktionen, hat Eugénie Rebetez ihren Humor, ihr Talent für die Persiflage entdeckt. Dieses Talent ins Scheinwerferlicht zu stellen, war der Startschuss einer erstaunlichen und längst internationalen Karriere. Mit «Encore» präsentiert sie nun ihr zweites Programm. Eine Performance voller Witz, Tragikomik und ironischen Zitaten aus dem amerikanischen Showbusiness.
Zum ersten Mal gewinnt eine Tänzerin
Eugénie Rebetez zeigte sich erstaunt über den Schweizer Kleinkunstpreis. Nicht nur, weil sie sich selbst gar nicht der Kleinkunst zugehörig bezeichnet hätte, sondern auch, weil diese wichtige Auszeichnung zum ersten Mal überhaupt an eine Tänzerin ging. Laudator Massimo Rocchi zeigte sich «künstlerisch verliebt».
Nicht nur die Wahl der Preisträgerin, auch die diesjährige Auswahl der Produktionen legt nahe, dass der Horizont der Kleinkunst breiter wird. Im künstlerischen Programm entdeckt man etwa mit den beiden Wissenschaftlern Roman Tschäppeler und Mikael Krogerus zwei Welterklärer, die uns mit Wandtafel, Kreide und Diagrammen in Sekundenschnelle die Welt erklären. Wissenschaft meets Comedy.
«Stand-up Tragedy» gegen die Spassgesellschaft
Ein Senkrechtstarter aus Deutschland ist der junge Spokenword-Künstler Nico Semsrott. Sein Temperament entspricht allerdings eher einem Fahrstuhl als einer Rakete. Wie Eugénie Rebetez in der Sparte Tanz, hat Semsrott in der Comedy-Szene eine ganz eigene Gattung erfunden. Die sogenannte «Stand-up Tragedy». Mit ihr unterwandert er geschickt die Spassgesellschaft. Depressiver Pessimismus mit grösstem Effekt auf das Zwerchfell des Publikums. Bevor Nico Semsrott auftauchte, hätte wohl niemand gedacht, dass das funktionieren kann.
KTV
Die Wahlschweizerin Uta Köbernick singt ganz auf den Spuren des Ehrenpreisträgers der ktv 2013, Franz Hohler. Dabei greift sie nicht wie er zum Cello, sondern zur Geige. Die gebürtige Berlinerin zeigt sich 2013 in künstlerischer Hochform, zum Beispiel mit einem bitterbösen Lied zu Europa, Waffenhandel und Geld, mit Textzitaten aus der Schweizer Nationalhymne.
Auch der Schweizer Politkabarettist Andreas Thiel, dessen Markenzeichen das böse Wort ist, zeigt sich 2013 in angriffslustigster Verfassung und erfindet sich, zumindest visuell ganz neu. Mit rot gefärbter Hahnenkamm-Punkfrisur hat er unter anderem eine Analyse über die Unterschiede des schweizerischen, deutschen und österreichischen Humors angestellt und damit ein humoristisches Standartwerk geschaffen.