«Glück ist, wenn man mit Menschen, mit denen man absolut nichts zu tun haben will, auch tatsächlich nichts zu tun hat.»
Christoph Simons Humor ist schwarz und trocken, seine Worte sind unprätentiös und präzise, sein Auftritt scheu. Seit diesem Wochenende ist der Berner offiziell der beste Slampoet der Schweiz, er hat die Schweizermeisterschaft im Poetryslam im Basler Volkshaus gewonnen. Als 42-Jähriger ist er dabei unter den Jungtalenten wie Hazel Brugger, Lara Stoll und Jan Rutishauser ein gestandener Mann. Einer, der einiges auf Lager hat.
Vom Jazzer zum Autor
Simon begann seine Karriere als Musiker, besuchte die Jazzschule in Bern. Danach wechselte er an die Basler Uni, wo er vier Semester Psychologie, Humangeografie und Wirtschaft studierte. Dann zog es ihn in die grosse weite Welt: Er bereiste Israel, Jordanien, Ägypten, Polen, Südamerika, London und New York und kehrte schliesslich wieder in seine Heimat Bern zurück.
Mit «Franz oder Warum Antilopen nebeneinander laufen» veröffentlichte Simon 2001 seinen ersten Roman. Sein Erstling handelt vom 21-jährigen Gymnasiasten Franz Obrist, der von Zeit zu Zeit die Klasse wiederholt und am liebsten sein ganzes Leben lang Gymnasiast bleiben möchte. Denn in seinen Augen möchte niemand freiwillig in die Erwachsenenwelt eintreten. Die Hauptfigur Franz greift Simon später im Roman «Planet Obrist» wieder auf: Franz begibt sich auf eine ungewöhnliche Reise mit seinem Dachs MC in die Mongolei.
2003 folgte der zweite Roman «Luna Llena», eine Geschichte, in der sich ein Haufen unattraktiver, nicht verheirateter Individualisten zusammenschliessen, um einen gemütskranken Bodybuilder vor der Selbstauflösung zu retten.
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Internationaler Erfolg
2010 folgte «Spaziergänger Zbinden», die Geschichte des 87-jährigen Lukas Zbinden. Zbinden wohnt in einem Betagtenheim, ist körperlich nicht mehr so fit und braucht deshalb für seine Lieblingstätigkeit, das Spazieren, eine Begleitung. Eine Begleitung, der er über die Liebe seines Lebens berichtet. Simon erhielt für «Spaziergänger Zbinden» den Berner Literaturpreis. Der Roman wurde in englischer Übersetzung auch über die Landesgrenzen wahrgenommen und besprochen: unter anderem im «Guardian» und im «Independent» .
Doch damit nicht genug. Simons schreiberische Tätigkeiten reichen noch weiter: Er ist Autor in der Gruppe «Die Autören» und Herausgeber der Zeitschrift «Leuchtelement».
Auch zeichnen kann er
2011 überraschte Simon die Literaturszene auch mit seinem zeichnerischen Talent. «Viel Gutes zum kleinen Preis» (2011), ein Sammelsurium von Gebrauchsanweisungen für das Leben, enthielt dann zur Überraschung auch 99 Cartoons.
Sein zeichnerisches Talent zeigt Simon dabei nicht nur in Buchform. Auch auf Youtube gibt er seine Cartoons zum Besten. Er veröffentlicht regelmässig Videos zu der Gestalt «Babypunk» und erzählt Geschichten aus ihrem Leben. Die Musik dazu komponiert er meist selbst.
Erfolgreicher Sprung auf die Bühne
Den Sprung auf die Bühne hat der künstlerisch auf vielen Gebieten tätige Berner vor einigen Jahren gewagt – mit Erfolg. Auf der Bühne wirkt er zwar schüchtern und nervös, begeistern tut er sein Publikum aber trotzdem. 2014 gewann er das Oltener Kabarett Casting. Sein neuer Titel als Slampoet bestätigt noch einmal sein Talent für die Bühne – und macht vielleicht auch seine vielen anderen Talente einem breiteren Publikum zugänglich.