Die Zeitrechnung der Minions beginnt 2010 mit der Herrschaft von Meisterdieb Gru. Was dessen gelbe Handlanger vor seiner Ankunft getrieben haben, erfahren wir nun in «Minions», der Vorgeschichte von «Despicable Me» (deutscher Titel: «Ich, einfach unverbesserlich»).
Wir schreiben das Jahr 42 vor Gru (1968 n. Chr.): Kevin, Bob und Stuart verlassen die lethargische Minions-Kommune, um eine charismatische Leitgestalt für ihre Spezies zu finden. Nicht eine spiessige Machtverwalterin wie die Queen, sondern eine dynamische Leader-Figur wie Scarlet Overkill. Diese will als erste weibliche Superschurkin die Weltherrschaft an sich reissen.
Das frechste Zitat
Die neue Minions-Anführerin Scarlet Overkill, zeigt auf ein Porträt von Queen Elizabeth II. und fragt: «Wisst ihr, wer das ist?» Kevin, der vielleicht klügste und mutigste aller Minions, ist sich nicht ganz sicher: «La cucaracha?» Eine wortwörtliche Übersetzung («die Kakerlake?») wird der vieldeutigen Antwort nicht gerecht. Denn natürlich schwingt auch das gleichnamige mexikanische Revolutionslied mit. Dessen Refrain erzählt von General Victoriano Huerta, den man wegen seines massiven Marihuana-Konsums «la cucaracha» nannte. Die Königin von England mit einem kiffenden General verwechseln? Kann passieren!
Die Regisseure
Was beim Drehen von Realfilmen immer noch selten vorkommt, ist beim Kreieren von computeranimierten Trickfilmen schon fast Standard: zwei Regisseure. Bei «Minions» heissen sie Kyle Balda und Pierre Coffin. Erstgenannter arbeitete lange für Pixar, für die er als Animator Filme wie «A Bug’s Life» oder «Monsters Inc.» mitgestaltete. Danach stieg er Schritt für Schritt die Karriereleiter hinauf. Bei Universals «The Lorax» übernahm er zum ersten Mal die Inszenierung – als Regiepartner von Chris Renaud. Nun teilt sich Balda das Amt mit Coffin, der gemeinsam mit Renaud die «Despicable Me»-Reihe lanciert hatte. Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Stimme diverser Minions-Charaktere.
Fakten, die man wissen sollte
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts herrschten in der Animationsfilm-Welt noch klare Verhältnisse: Pixar («Toy Story»), Dreamworks («Shrek») und Fox («Ice Age») dominierten nach Belieben, während Disney erfolglos an alte Zeiten anzuknüpfen versuchte. Doch dann, gegen Ende des ersten Jahrzehnts, drehte der Wind: Pixar verlor seine Kreativität, Dreamworks sein Marktgespür und Fox die Unterstützung des US-Publikums. Disney schluckte in der Folge Pixar und meldete sich 2013 mit «Frozen» als Branchen-Leader zurück. Dank der «Despicable Me»-Reihe ist zudem plötzlich ein weiterer Studio-Riese dick im Trickfilm-Geschäft: Über 1,5 Milliarden Dollar hat Universal mit Miesepeter Gru und den Minion-Dollar-Babies schon eingespielt.
Das Urteil
Warum alles neu erfinden, wenn man mit bereits etablierten Filmfiguren viel Geld und Zeit sparen kann? In Hollywood nennt man die Endprodukte des beliebten Figuren-Recycling-Verfahrens «Spin-offs». «Evoks» (1984) ist beispielsweise ein früher Ableger von «Star Wars: Episode VI». Auch im Kinotrickfilm-Kosmos gibt es einige Beispiele, wenn auch nicht besonders erfolgreiche: Sowohl der «Shrek»-Ableger «Puss in Boots» (2011) als auch die «Penguins of Madagascar» (2014) blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Wetten, dass dies den «Minions» nicht passiert? Denn anders als die beiden «Spin-offs» aus dem Dreamworks-Universum zielt Universal mit «Minions» auf die grössten Fans: die Kids. Was allerdings nicht bedeutet, dass der Film nichts für Erwachsene wäre. Wer ein Ohr für die ausgetüftelte Kunstsprache der Minions hat, bleibt 90 Minuten lang gut unterhalten. Auch wenn die Handlung so vorhersehbar ist wie der Erfolg des «Despicable Me»-Ablegers. Universal kann sich auf proppenvolle Kinokassen freuen, angesichts derer die Animationsfilm-Konkurrenz gelb vor Neid werden dürfte.
«Minions» startet am 2. Juli in den Deutschschweizer Kinos.