«Der Goalie bin ig» – mit diesem Film gewann Sabine Boss 2014 den Schweizer Filmpreis als beste Regisseurin. Dieses Jahr präsidiert sie die Treatment Award-Jury. Zurzeit schneidet Sie in Nürnberg an ihrem neuen Fernsehfilm.
Wie muss ein Treatment sein, damit Sie es fördern würden?
Sabine Boss: Ein gutes Treatment ist ein Text, den ich gerne lese. Man muss merken, dass die Person Freude an der Sprache, an Formulierungen und am Rhythmus hat. Es darf kein langweiliges «abeliire» sein. Man sollte Rhythmus- und Perspektivwechsel vornehmen. Natürlich wurden alle Geschichten schon einmal erzählt, aber es geht darum, dass man die Geschichte mit Herzblut schreibt, mit einer Portion Herzlichkeit und Persönlichkeit.
Warum hilft ein Treatment für das spätere Schreiben des Drehbuchs?
Beim Drehbuch gibt es drei Stufen: Es gibt ein Exposé, das ist eine Kurzfassung von zwei bis drei Seiten, dann gibt es ein Treatment und ein Drehbuch. Das Treatment ist ein sehr wichtiger Schritt, denn darin steht bereits die ganze Geschichte, der Plot, die Handlung. Beim Exposé kann man etwas schummeln. Indem man sagt: «Und wie es weiter, das geht erfahren Sie im Film.»
Und was macht ein gutes Drehbuch aus?
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Ein gutes Drehbuch muss eine originelle Idee haben. Aber es muss beim Zuschauer auch Emotionen wecken. Die Kunst beim Drehbuchschreiben ist die, dass am Ende der Zuschauer immer wissen will, wie es weitergeht.
Sie schreiben selber Drehbücher. Was ist für Sie die grösste Herausforderung dabei?
Schreiben ist mit einem ungeheuer grossem Zeitaufwand verbunden und mit einer unglaublichen Fähigkeit zur Selbstkritik. Man muss damit umgehen können, dass wenn man jemandem seinen ersten Wurf zeigt und sagt: «Hey, ich habe eine geniale Geschichte geschrieben», dass die Person – sei es der Dramaturg oder der Geldgeber – sagt: «Ja, die Idee finde ich gut, aber hier und da stimmt es noch nicht so ganz.» Dann muss man meistens einsehen, dass man sich zu schnell zufrieden gegeben hat und den Text überarbeiten.
Das Schwierigste beim Schreiben ist, dass man die eigene Faulheit bekämpfen muss. Als Regisseurin kann man sich nicht auf die faule Haut legen. Man hat während der Dreharbeiten ein Team und eine Tagesstruktur. Da kann ich der Arbeit nicht ausweichen. Beim Schreiben sitzt man alleine vor diesem blöden Computer und muss gegen den inneren Schweinehund ankämpfen.
Oft steckt jahrelange Arbeit hinter einem Drehbuch und am Schluss kann man den Film nicht realisieren. Wie gehen Sie damit um?
Eine Absage ist eine Niederlage, das kann man nicht schön reden. Man ist frustriert und traurig, man zweifelt an sich selber. Solche Niederlagen sind unangenehm. Aber das Filmgeschäft ist hart umkämpft, viele buhlen um wenig Geld. Niederlagen gehören dazu. Man muss lernen damit umzugehen, wieder aufzustehen und weiter machen.