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Film & Serien «Great Garbo» – wenn Filmmusik zur Familiensache wird

Dass die drei Geschwister Baldenweg Musik machen würden, war von Anfang an klar. Denn sie sind familiär vorbelastet: Ihr Vater war in den 1970er-Jahren ein Schweizer Popstar. Heute sind die Zürcher Nora, Lionel Vincent und Diego gefragte Musikproduzenten für Werbung und Film.

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SRF Schweizer Film – Die Premiere:

«Ziellos», Sonntag 6.4.2014 um 20.05 Uhr auf SRF 1

Von Greta zur «Great Garbo»

Ihre neuste Filmmusik schrieben die drei Geschwister zum Schweizer Film «Ziellos». Aber genau das kann man dem Trio nicht nachsagen: Schon seit zehn Jahren machen Nora, Lionel Vincent und Diego Baldenweg, alle Mitte 30, Film- und Werbemusik. Dass die grosse Greta Garbo, die mehr Mythos als Mensch war, zur Namensgeberin ihrer Firma «Great Garbo» wurde, ist Wortspiel und Parallele zugleich. Denn die Baldenwegs suchen die Öffentlichkeit nicht aktiv. Lieber arbeiten sie an ihrer Kunst. Ihr Reich ist ein Penthouse in Zürich. Geräumig zwar, aber klar als kreatives Refugium eingerichtet – nicht als repräsentativer Firmensitz.

Hoch professionell und doch irgendwie spartanisch

Denn zumindest im einen Geschäftszweig des Trios, dem Produzieren von Musik zu Werbefilmen, wäre etwas mehr Kühle durchaus angesagt. Schliesslich gehören sie zu den Grossen des Geschäfts. Ein Blick auf ihre Website zeigt, in welcher Liga sie sich bewegen: Von Mastercard über Orange bis zu Nivea reicht die Kundschaft. Die Agenturen, die «Great Garbo» buchen, haben ihren Sitz eher in Midtown Manhattan als in Wiedikon.

In den Räumen ihres Firmensitzes überwiegt Sein vor Schein. Es ist alles da, was es braucht: Instrumente, Mikrophone, Computer. Hoch professionell und doch irgendwie spartanisch. Der Grund dafür ist vielleicht in der Herkunft der Geschwister Baldenweg zu suchen: Ihr Vater Roland Baldenweg war in den 1970er-Jahren ein Schweizer Popstar.

Unter seinem passenderen Namen «Pfuri» graste er mit seinen Compagnons unter dem Namen «Pfuri, Gorps & Kniri» europäische Fernsehstationen ab, besetzte die Hitparaden und machte den Güselsack zu einem ernsthaften Musikinstrument – das Musizieren mit Alltagsgegenständen war ein Markenzeichen der Band. Und wer mit Abfall Musik machen kann, setzt die Prioritäten anders. Alles eine Frage der Kreativität. Und von dieser haben die Baldenwegs – alt und jung – definitiv nicht zu wenig abgekriegt.

Musik ist eine Familienangelegenheit

Neben Musik für Werbefilme produzieren Nora, Diego und Lionel Baldenweg auch Musik zu Spiel- und Dokumentarfilmen. Und auch hier sind die drei zumindest europäische Player. Bei rund einem Dutzend Soundtracks haben sie mitgearbeitet, darunter «Mein Name ist Eugen» und «Der letzte Weynfeldt» nach Martin Suter Buch. Hinzu kommen eine Handvoll Kurzfilme und Dokumentationen.

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Dass Musik zum Lebensmittelpunkt der drei Geschwister werden würde, war klar. Irgendwie auch, dass ihre Wege gemeinsam verlaufen sollten. Denn ihre Kindheit verbrachten die drei in Australien, wohin die Familie in den 1980er-Jahren ausgewandert war. Man war aufeinander angewiesen. Das schweisst zusammen. Die Familienband, die immer existierte, tat ein Übriges.

Viele Bands in einer

Speziell für ihre Filmmusik ist, dass die Baldenwegs nicht einfach nur eine Band sind, sondern für jede Arbeit quasi eine neue gründen, meint Nora. Die Funktionen aber sind genau verteilt: Nora schreibt Songs, Diego komponiert und Lionel produziert und wickelt das Geschäftliche ab – wobei sich die Aufgaben dauernd vermischen. Das Wichtigste ist aber: Kein Ton geht aus dem Haus, ohne dass alle drei einverstanden sind. Denn eigentlich sind Nora, Diego und Lionel Baldenweg eine Person: «Great Garbo».

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