Eine graue Felswand hoch über dem Unterland. Nass, düster und kalt. Die Stimmung in «Heimatland» ist apokalyptisch. Eine schwarze Wolke, die in der Schweiz auf mysteriöse Weise entstanden ist, überzieht das Binnenland – und macht an den Grenzen zu den Nachbarstaaten halt. Unter der Bevölkerung bricht Panik aus: Supermärkte werden leergekauft. Rechtsradikale bewaffnen sich aus Angst vor ausländischen Plünderern, die es gar nicht gibt. Schweizer Flüchtlinge eilen mit ein paar Habseligkeiten zu den Grenzen, aber die EU lässt sie nicht einreisen.
Die Wolke bedroht die Schweiz und ist als Metapher für die Angst vor der Überfremdung zu verstehen. «Heimatland» ist ein politischer Film und hält den Eidgenossen den Spiegel vor. Die Aussage des Films: In unserem Heimatland läuft einiges schief. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative und die damit verbundene Isolation von der EU haben der Schweiz geschadet. Die Macher wünschen sich ein weltoffenes Land.
Das stärkste Zitat
«Schweiz, du Hure Babylon» ruft ein Prophet am Hauptbahnhof.
Fakten, die man wissen sollte
«Heimatland» wurde dieses Jahr am Filmfestival in Locarno uraufgeführt. Als einziger Schweizer Film kämpfte er im Hauptwettbewerb um den Goldenen Leoparden. Er gewann den dritten Preis der Jugendjury. Am Berner Filmpreis hatte der gesellschaftskritische Katastrophenfilm mehr Erfolg: Am 1. November 2015 wurde er als bester Spielfilm ausgezeichnet.
Die Regisseure
«La Suisse n’existe plus» – mit diesem Satz auf dem Filmplakat provozieren die zehn Regisseure, die den Film gemacht haben. Die jungen Filmschaffenden sind zwischen 30 und 40 Jahren und kommen aus der West- und der Deutschschweiz. «Heimatland» ist die Stimme einer jungen Generation, die sich um die politische Situation der Schweiz sorgt. Zusammen haben sie das Drehbuch entwickelt, einzelne Handlungsstränge gedreht und daraus einen Film gemacht.
Das Urteil
Dass die Geschichten um die einzelnen Hauptfiguren von unterschiedlichen Regisseuren stammen, das spürt man. Es gibt Protagonisten, bei denen nicht klar ist, was sie zur Handlung oder zur Spannung beitragen. Ausserdem wird teilweise zu dick aufgetragen: Eine weisse Polizistin hört Stimmen, weil sie einen schwarzen Asylbewerber erschossen hat. Die verschiedenen Handlungsstränge in «Heimatland» zeigen ein gesellschaftskritisches Bild der Schweiz. Der Film warnt vor dem Rechtsrutsch der Eidgenossenschaft, der Ausländerfeindlichkeit und der EU-kritischen Haltung vieler Politiker. Angesichts der noch immer aktuellen Flüchtlingskrise trifft «Heimatland» exakt den Nerv der Zeit.