SRF: Sie wussten schon seit Wochen, dass die Nomination möglich ist. Nun hat es geklappt – wie hat sich das angefühlt?
Timo von Gunten: (lacht) Ich habe laut geschrien. Wir waren gerade an einem Screening hier in Saarbrücken an einem Festival. Wir kamen hinaus und haben es erfahren. Ich habe alle Leute umarmt. Das war super. So emotional.
Einsamkeit beschäftigt alle.
Ihr Film lief an vielen Festivals im In- und Ausland. Warum sind die Zuschauerinnen und Zuschauer so berührt von Ihrem Film und von dieser Frau, die dem TGV immer zuwinkt?
Ich denke, es ist ein Thema, das alle beschäftigt. Es geht um Einsamkeit und diese Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem. Das ist für Junge und für Alte nachvollziehbar. Daneben weist der Film auch einen dramaturgischen Aufbau auf.
Ich habe eigentlich schon alles erreicht, was ich mir wünschen könnte.
Anscheinend muss man die Oscar-Akademie mit ihren 7000 Mitgliedern so überzeugen wie bei einer Polit-Kampagne. Wie gehen Sie vor, damit Sie die Menschen aus dem Filmbusiness überzeugen können?
Das ist für uns alles Neuland. Unser Hauptagent ist Jean de Meuron, der Executive Producer des Films. Er ist schon jetzt in L.A. und macht da eine Kampagne. Wir haben einen PR-Menschen, der uns hilft, den Film zu pushen. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, den Film persönlich vorzustellen, vielleicht Q&As zu machen, Präsenz zu zeigen. Aber ich bin schon so glücklich, dass wir nominiert sind. Ich habe eigentlich schon alles erreicht, was ich mir wünschen könnte.
Es gibt wenige Filmemacher, die eine Oscar-Nomination im Lebenslauf vorweisen können. Was bedeutet das für Ihre weiteren Projekte?
Es gehen sehr viele Türen auf, die man sonst mit harter und langer Arbeit öffnen muss. Das hilft, an tolle Projekte heranzukommen, tolle Drehbücher zu lesen und letztendlich schöne Filme zu machen, die mir gefallen und hoffentlich auch dem Publikum.
Das Gespräch führte David Vogel.
Sendung: Radio SRF Kultur, Kultur kompakt, 24.1.17, 17.20 Uhr.