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Film & Serien «In Hollywood war ich nur ein Stück Geld» – Luise Rainer ist tot

Zweimal hintereinander gewann sie einen Oscar, doch von Hollywood hatte sie bald genug. Mit 104 Jahren ist die deutsche Diva Luise Rainer, die unter anderem in der Schweiz aufwuchs, in London gestorben.

Albert Einstein bewunderte sie. Ernest Hemingway bekam ihre Hilfe im spanischen Bürgerkrieg, und sie half Bertolt Brecht im Zweiten Weltkrieg nach Amerika. Federico Fellini bekniete sie vergebens, in «La Dolce Vita» mitzuspielen, und sie gewann in den 1930er-Jahren als erste Schauspielerin zweimal hintereinander einen Oscar. Doch Luise Rainer kehrte Hollywood schon nach ihren ersten Erfolgen den Rücken.

«Deutschlands berühmtester Hollywood-Star»

Ihr Name war in den letzten Jahren nur noch Kennern ein Begriff. «Deutschlands unberühmtester Hollywood-Star» wurde sie einmal getauft. Denn in den 1930er-Jahren spielte Rainer in der Top-Liga mit Film-Diven wie Greta Garbo. Nach wenigen Jahren hatte sie jedoch keine Lust mehr auf das «Tamtam» und auf «idiotische» Filme und drehte der Traumfabrik den Rücken.«Es war entsetzlich, Hollywood interessiert sich nicht für Menschen, ich war lediglich eine Investition», sagt sie über ihren Abgang aus der Filmbranche. Danach verglühte ihr Stern.

Ihre jüdische Herkunft brachte sie in die USA

Eine schwarz-weisse Fotografie, auf der iene junge Frau mit dunklen Haaren und dunklen Augen zu sehen ist.
Legende: Louise Rainer auf einem Pressefoto aus den 1930ern: als Diva inszeniert. Wikimedia/Wikiwatcher1

Rainer kam 1910 in Düsseldorf zur Welt und wuchs in Hamburg und in der Schweiz auf. Als Kind erfolgreicher jüdischer Eltern, die wenig von ihrem Traumberuf hielten, machte sie sich bereits mit 16 heimlich auf nach Berlin. Dort sprach sie bei keinem Geringeren als dem Regisseur Max Reinhardt vor, der unter anderem die Salzburger Festspiele begründete. Sie gelangte ans Wiener Theater. Als sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Arbeitslage Rainers verschlechterte, nahm sie ein Angebot aus den USA an. 1935 emigrierte sie nach Los Angeles.

Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Denn Luise Rainer sollte die nächste Greta Garbo werden – nicht allerdings, ohne sie wegen der Naziherrschaft in Deutschland als Österreicherin zu vermarkten. Über das dunkle Kapitel der deutschen Geschichte sprach Rainer nie gern, Familienmitglieder kamen im Konzentrationslager um. Ihren Ruhm in Amerika nutzte sie, um auch ihre Eltern in die USA zu bringen. «Natürlich, die Hitler-Zeit war schrecklich, schrecklich für alle. Aber ich habe kein schwieriges Verhältnis zu Deutschland, ich mag die Deutschen«, sagte sie später.

Zweimal hintereinander einen Oscar gewonnen

In Amerika drehte Rainer schon kurz nach ihrer Ankunft ihren ersten Film «Escapade» an der Seite von William Powell. Ein Jahre später spielte sie in «Der grosse Ziegfeld» und bekam für die Hauptrolle einen Oscar. Im Jahr darauf, 1937, holte sie die Trophäe für ihre Rolle als chinesische Bäuerin in «Die gute Erde» – als erste Schauspielerin in der Geschichte der Oscars gleich zwei Mal hintereinander.

Doch Rainer machte sich nicht viel aus dem Ruhm: «Erfolg war mir ziemlich egal. Ich habe nie von einem Leben als Filmstar geträumt.» In der Tat: Einen ihrer Oscars verwendete sie als Türstopper und schenkte ihn bei ihrem Umzug nach London einem Möbelpacker.

Ein Dickkopf bis ans Lebensende

Nach ihren zwei Oscar-Filmen zog sich Luise Rainer nach London zurück. Sie galt ein Leben lang als Dickkopf: Eine Rolle für «La Dolce Vita» lehnte sie ab, weil sie eine Sex-Szene mit Marcello Mastroianni nicht spielen wollte. Louise Rainer starb am 30. Dezember im Alter von 104 Jahren in London an den Folgen einer Lungenentzündung.

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