Mit «Master of the Universe» gelang Marc Bauder ein Coup. Über abstrakte Sujets wie das Finanzwesen und seine Krise einen spannenden Film zu machen, ist alles andere als einfach. Dass es sich auch noch um einen Dokumentarfilm handelt, macht das ganze auch nicht leichter: Wie soll man eine unkonkrete Wirklichkeit über 90 Minuten abbilden, ohne zu langweilen?
Für den deutschen Regisseur Marc Bauder, der selbst Wirtschaftswissenschaften studierte, unter anderem in St. Gallen, ist das ganz offensichtlich kein Problem. «Master of the Universe» spielt in verlassenen Bürolandschaften, der Blick der Kamera fällt durch die gläsernen Wände auf das Panorama der Frankfurter Skyline: Symbol von Macht, aber auch von tiefem Fall.
Hervorragender Chronist und Analyst
Die Stärke des Films ist sein Protagonist Rainer Voss. Voss, ein ehemaliger Banker, erzählt von seinem Leben im Inneren der Finanzwelt. Er spricht über die genauen Arbeitsabläufe in den Büros einer Bank, leitet historisch her, wie es zur Finanzkrise kam, skizziert das menschliche Verhalten seiner Artgenossen, die in einem Paralleluniversum zu leben scheinen, abgeschottet vom Rest der Welt, untergebracht in den oberen Etagen der gläsernen Wolkenkratzer. Voss ist ein hervorragender Chronist und Analyst der Ereignisse.
Durch seine Hände gingen Milliarden und er selbst gerät ins Staunen, wenn er laut über staatliche Rettungsaktionen von Banken nachdenkt. Die Finanzwelt ist zwar eine gläserne Welt, doch kaum zu durchschauen. Wer kennt sich schon aus in Finanztheorien? Reichtum, Macht und Herrschaftswissen schliessen den Grossteil der Bevölkerung aus. Das Jonglieren von unermesslichen Geldbeträgen bleibt einer kleinen Minderheit vorbehalten.
Einblicke, die man nur selten bekam
Regisseur Bauder stellt die richtigen Fragen. Der Erkenntnisgewinn ist hoch, obwohl die Fakten bekannt sind und keine neuen hinzukommen. Finanzkrisen häufen sich in immer kürzeren Abständen. Eine Lösung erwartet Rainer Voss nicht von der Branche selber.
«Master Of The Universe» kann also keine Antworten geben. Dafür gelingt ein Einblick, den man bisher nur selten bekam. Keine böse Abrechnung, sondern eine spannende Entmystifizierung der Finanzwelt.