1981 wird Ronald Reagan Präsident der Vereinigten Staaten, und nichts ist mehr so wie es war. Er verwirft die von seinen Vorgängern begonnene Entspannungspolitik mit der Sowjetunion. Russland gilt fortan als «Reich des Bösen». Doch die «Bösen» sind nicht nur Tausende von Meilen weit weg in Moskau, sie sind mitten in Amerika.
Vom KGB zum Ehepaar bestimmt und in die USA eingeschleust, sind die Russen Elizabeth und Philip Jennings (Matthew Rhys und Keri Russell) ein eingespieltes Team. Ihre Spionage-Aktivitäten reichen von Einschüchterung potentieller Informanten und Entführung unbequemer Mit-Russen bis hin zu Mord. Während sie gegen aussen mit ihren beiden Kindern ein ruhiges, geregeltes Leben in einem Vorort von Washington D.C. führen. Als perfekte Amerikaner.
Eine ganz normale Familie
Ehering und Kinder sind reine Tarnung. So war es jedenfalls ursprünglich geplant. Doch längst ist aus einer beruflichen Partnerschaft so etwas wie Liebe entstanden. Ihre gemeinsame Zukunft sowie die ihrer (nichtsahnenden) Kinder treten mehr und mehr in den Vordergrund.
Ronald Reagans aggressive Aussenpolitik verunsichert die Sowjetunion. Fortan überhäuft der KGB die beiden Spione mit Aufträgen. Dem nicht genug, bekommen sie auch noch einen neuen Nachbarn. Dieser arbeitet beim FBI, bei der Spionageabwehr. Für Philip und Elizabeth wird der Kalte Krieg immer heisser.
Spionage – nicht nur ein Phänomen des Kalten Krieges
Reine Fiktion? Mitnichten. Erst vor vier Jahren sorgte die Aufdeckung eines russischen Spionagerings in Amerika für Furore. Auch hier haben die Agenten jahrelang unter nichtsahnenden Mitbürgern gelebt. Ganz im Stile des Kalten Krieges kam es dann zu einem grossen Agentenaustausch in Wien. Unter den enttarnten Spitzeln war die gebürtige Russin Anna Chapman. Sie schlug aus ihrem Spioninnen-Image Kapital und beherrschte für einige Zeit die Klatschseiten.
Aus der Feder eines gelernten Geheimagenten
Erschaffen hat die Serie ein Schriftsteller, der weiss worüber er schreibt: Joseph Weisberg wurde in den neunziger Jahren vom CIA zum Agenten ausgebildet. In einem Interview mit der New York Times vom 29.03.2013 erfährt man, wie seine Spionage-Erfahrungen nicht nur beim Schreiben, sondern auch auf dem Set von «The Americans» halfen. So habe er dem Hauptdarsteller Matthew Rhys immer wieder mit Tipps und Tricks zur Seite gestanden.
Wie brisant der Stoff der Serie auch heute noch ist, beweist Folgendes aus demselben Artikel: Joseph Weisberg müsse jedes Drehbuch erst dem CIA zur Genehmigung abgeben. Erst dann dürfe eine weitere Episode gedreht werden.
«The Americans» ist eine spannende, hervorragend gespielte Fernsehserie, die einen vollends in die frühen 1980er-Jahre eintauchen lässt. Sie erzählt eine facettenreiche Geschichte über Menschen, die nicht immer genau wissen, wo sie stehen, für wen sie arbeiten, und warum sie das tun, was sie tun. Dies lässt auch den Zuschauer nicht kalt. So ist man oftmals hin- und hergerissen zwischen Sympathie für und Schrecken über die Taten der beiden russischen Spione in Amerika.