Die Reise beginnt im Film mit Gilberto Gil am Karneval in Salvador de Bahia. Zu afrobrasilianischen Rhythmen bewegt sich eine ganz in weiss gekleidete Menschenmenge. Es ist der Karnevalblock «Filhos de Gandy». Das prominenteste Mitglied: Weltstar Gilberto Gil.
Vom Norden Brasiliens aus bereist der Musiker die südliche Hemisphäre und lässt uns dabei die Lebenswelten verschiedenster indigener Völker entdecken. So tauchen wir ab in ein Musikprojekt in Soweto, Südafrika und erfahren vom Leben der Aborigines in Australien.
Die Welt aus der Sicht des Südens
Der Film ist kein Portrait über den Meister selber, vielmehr zeigt er eine Weltsicht aus der Position des Südens – auch im Hinblick auf die Unterdrückung durch den Norden. Der Film klagt nicht an. Er lässt Menschen ihre Geschichte erzählen. Doch verblüffend oft geht es dabei um die Folgen von Kolonisation.
Gilberto Gil verbrachte seine Kindheit in einer ländlichen Gegend Brasiliens im Bundesstaat Bahia. Als Sohn eines Arztes hatte er als einziger im Dorf ein Radio im Haushalt – für den jungen Gilberto eine einschneidende Erfahrung. Später, als Kulturminister, setzte er sich für die Vernetzung von Gemeinden ausserhalb der grossen Städte ein.
Bewegtes Leben
Als Gils acht Jahre alt war, zog seine Familie nach Salvador. Dort kam er intensiver mit Musik in Kontakt. Als ihm seine Mutter ein Akkordeon schenkte, war es um ihn geschehen. Später mischte er Volksmusik mit Bossa Nova und Rock – das nannte sich «Tropicalismo». Als einer der prominenten Vertreter dieser Bewegung kritisierte er in den 60er Jahren die Missstände im Land unter der Militärdiktatur. Dafür wurde er verhaftet und floh daraufhin für zwei Jahre nach London ins Exil.
Mittlerweile ist Gil einer der Exportschlager Brasiliens. Er hat über vier Millionen Tonträger verkauft, etwa ein Dutzend goldener Schallplatten bekommen und gewann den «Polar Music Prize», auch als Nobelpreis der Musik bezeichnet.
Kulturminister und charismatischer Weltverbesserer
Doch Gil setzte sich schon immer für die Unterprivilegierten ein. Unter der Regierung von Lula da Silva wurde er 2003 Kulturminister, der erste Schwarze in diesem Amt. Damals förderte er in abgelegenen Regionen Zugang zu digitaler Kommunikation. Mit seiner unkonventionellen Art zu politisieren geriet er als Kulturminister zunehmend in die Kritik.
In «Viramundo» bereist er nun abgelegene Teile dieser Welt. Auffallend einfach gelingt es ihm, dabei eine Verbindung zu den unterschiedlichsten Menschen herzustellen. Dies schafft er immer durch seine innere Sprache, die Musik. Die Welt mit Musik zu bewegen, das scheint Gilberto Gils Mission. Im Film erlebt man ihn als charismatischen Vermittler in einem eindrücklichen Dialog der Kulturen.