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Zum 75. Geburtstag von Meryl Streep
Aus Kultur Webvideos vom 04.06.2024.
Bild: Reuters / Sarah Meyssonnier abspielen. Laufzeit 4 Minuten 59 Sekunden.

Zum 75. Geburtstag Meryl Streep: Hollywood-Göttin mit Bodenhaftung

Ihre 21 Oscar-Nominationen sind Rekord. Seit vier Jahrzehnten und mit drei gewonnenen Oscar zählt Meryl Streep zu den Ausnahme-Könnerinnen Hollywoods. Als Ikone sieht sie sich allerdings nicht – und stichelt gegen ihren eigenen Erfolg.

Es ist ihre 17. Nomination für einen Oscar, als Meryl Streep 2012 leicht verschämt ans Mikrofon tritt und schelmisch meint: «Als sie meinen Namen aufriefen, hatte ich das Gefühl, ich könnte halb Amerika hören, wie es aufstöhnt: ‹Oh, nein. Schon wieder die?›.» Womit sie den ganzen Saal zum Jubeln bringt und einmal mehr klarmacht: Der sagenhafte Erfolg in Hollywood ist ihr nie zu Kopf gestiegen.

Schauspielerin mit Oscar-Trophäe.
Legende: Über ihre 21 Oscar-Nominationen lacht sie selber. Für «The Iron Lady» gewinnt sie die Trophäe zum dritten Mal. Imago/ Cinema Publishers Collection

Auf Anhieb in Spitzenproduktionen

Meryl Streeps Karriere beginnt mit einer Nebenrolle im Weltkriegsdrama «Julia» (1977) mit Jane Fonda in der Hauptrolle. Sie kann von den Besten lernen: Der Film (Regie: Richard Roth) wird zehnmal für einen Oscar nominiert und dreimal ausgezeichnet.

Meryl Streep hat gut aufgepasst. Nur zwei Jahre später gewinnt sich die damals 30-Jährige den Oscar selbst zum ersten Mal: als Joanna Kramer im Scheidungsdrama «Kramer vs. Kramer» (1979). Eine Mutter, die ihre Familie verlässt, es bereut und vor Gericht um das Sorgerecht des Kindes kämpft.

Die «Queen of Accents»

In Hollywood gilt Meryl Streep als «Queen of Accents». Sie wechselt mühelos vom US-Slang ins distinguierte britische Englisch oder – wie im Holocaust-Drama «Sophie’s Choice» (1982) – ins Englische und Deutsche mit polnischem Einschlag.

Junge Frau mit traurigem Gesicht sitzt in sich gekehrt am Fesnster.
Legende: Unerträgliche Erinnerungen in «Sophie's Choice». Für die Rolle im Holocaust-Drama wird sie 1983 mit ihrem zweiten Oscar ausgezeichnet. Imago/Allstar

In diesem schwer verdaulichen Film gerät sie als polnische Katholikin Sophie im KZ Auschwitz in die Fänge eines sadistischen SS-Offiziers, der von ihr verlangt, sich für eines ihrer beiden Kinder zu entscheiden. Das andere schickt er in die Gaskammer.

Meryl Streep gewinnt mit der Darstellung der gemarterten Mutter nicht nur ihren zweiten Oscar, sondern auch die beiden anderen, wichtigsten Auszeichnungen der Filmbranche: den Golden Globe und den britischen BAFTA-Award.

Status: Unantastbar

Seither gilt Meryl Streep als so etwas wie «die Heilige von Hollywood»: während andere Filmstars von der Filmkritiker-Gilde wechselweise auf den Gipfel des Erfolgs geschrieben und von dort genüsslich wieder herunterredigiert werden, bleibt Streep unantastbar.

Ehepaar schaut sich mürrisch an.
Legende: Da wusste sie noch nicht, dass sie zu Hollywoods Superstar werden würde: Meryl Streep an der Seite von Dustin Hoffman in «Kramer vs. Kramer» (1979). Für ihr Rolle als Joanna Kramer erhielt sie ihren ersten Oscar. Imago/Album

Und dies nicht, weil sie einfach geniesst und schweigt. Meryl Streep nutzt ihre Popularität durchaus für politische Zwecke, wenn es sein muss.

Grosse Beachtung findet eine Rede von ihr im Jahr 2017, kurz nach der Amtseinführung Donald Trumps als US-Präsident. Bei der Golden-Globe-Verleihung für ihr Lebenswerk hält sie eine Ansprache, die fraglos gegen den Präsidenten gemünzt ist.

Alleinige Rekordhalterin

«Wenn die Mächtigen ihre Position ausnützen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle», meint sie mit Blick auf die verächtlichen Gesten von Trump, mit denen er einen körperlich Behinderten öffentlich nachgeäfft hatte. «Respektlosigkeit lädt zu Respektlosigkeit ein, Gewalt animiert zu Gewalt», fährt Streep in weiser Voraussicht fort.

Frau als Politikerin im blauen Kostüm vor grölenden Männern im britischen Parlament.
Legende: Von den Männern einst ausgelacht, als Politikerin Weltgeschichte geschrieben: Meryl Streep als britische Premierministerin Margaret Thatcher in «The Iron Lady». Imago/UPI Photo

Inzwischen kann Meryl Streep 21 Oscar-Nominationen vorweisen – ein Rekord in der Schauspiel-Branche. Den dritten Oscar erhält sie 2012 für die Hauptrolle in «The Iron Lady» als britische Premierministerin Margaret Thatcher.

Von den Hollywood-Studios zieht sie sich allerdings langsam zurück. Nicht, um zur Ruhe zu kommen: Sie ist gerade mit Streaming-Projekten beschäftigt.

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Radio SRF 2 Kultur, Kino im Kopf, 22.06.2024, 8:30 Uhr

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