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Ein Mann in Anzug und mit Ledermappe steht knietief im Wasser.
Legende: Laut einer neuen Studie aus den USA neigen gerade gut Informierte Menschen zu extremen Positionen. Getty Images

Klima-Skeptiker Bildung schützt vor Torheit nicht

Gut ausgebildete Leute leugnen den Klimawandel oder zweifeln an der Evolution. Wie ist das möglich?

Ist Kohlendioxid der wichtigste Faktor für den Klimawandel? «Nein, das glaube ich nicht», sagt Scott Pruitt. Zumindest könne man das nicht sicher sagen, selbst Wissenschaftler seien sich da nicht einig, meint er. Ausgerechnet der Chef der US-Umweltbehörde gehört damit zu den bekanntesten Klimawandelleugnern in den USA.

Genauso wie Robert Murray, einer der wichtigsten Betreiber von Kohleminen. Der Klimawandel sei schlicht eine Falschmeldung – 4000 Wissenschaftler seien gleicher Meinung, behauptet er. «In Wahrheit wird die Erdoberfläche sogar kühler», sagt Murray.

Auf die Wissenschaft pfeifen

Pruitt und Murray sind beide Akademiker. Sie sind gut informiert. Und trotzdem: Beide stemmen sich gegen den Konsens der Wissenschaft: Dieser besagt, dass der Klimawandel real ist und vom Menschen gemacht.

Die Forscherin Caitlin Drummonds von der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh will wissen, warum das so ist. Sie versucht herausfinden, warum die einen von der Existenz des Klimawandels überzeugt sind, und die anderen vom Gegenteil – obwohl es nicht um Glaubensfragen geht, sondern um Fakten.

Je gebildeter, desto extremer

«Bisher schienen fast alle Studien zu belegen, dass Bildung ein entscheidender Faktor ist, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu verstehen und zu akzeptieren», sagt Drummonds. Damit wäre Aufklärung der Schlüssel zur Einsicht. Doch so einfach ist es nicht.

Drummonds neue Studie belegt das Gegenteil, zumindest in den USA: Je gebildeter jemand ist, desto eher vertrete er oder sie extreme Positionen.

Eine Weltkugek ist mit einem gelben Tuch geschmückt, das die Frisur von Donald Trump darstellen soll.
Legende: Protest gegen Trumps Klimapolitik: Eine Aktivistin setzt ein Zeichen. Getty Images

Beim Klimawandel etwa gilt: Je mehr Bildung ein Republikaner genossen habe, umso eher vetrete er die Meinung, der Klimawandel sei nicht gravierend und vermutlich auch nicht vom Menschen verursacht.

Ein Demokrat dagegen werde mit wachsendem Bildungsgrad die Zukunft eher in einer wärmer werdenden Welt schwarzmalen.

Für oder gegen die freie Marktwirtschaft?

Beide, Konservative wie Liberale, vertreten das, was besser zu ihrer politischen Einstellung passt. Ihre Meinungen divergieren umso mehr, je höher ihr Bildungsstand ist. Die politische Einstellung wiegt demnach schwerer als die Bildung.

Wie ist das möglich? Richard Bradley, Wirtschaftswissenschaftler an der London School of Economics, war an der aktuellen Studie nicht beteiligt. Er vermutet aber: «Wer den Klimawandel für real haltet, fordert politische Massnahmen, um ihn aufzuhalten. Und damit auch, dass die Freiheit des Marktes eingeschränkt werden muss – durch Steuern oder klare Verbote klimaschädlicher Praktiken.»

Wer sich jedoch der freien Marktwirtschaft verschrieben habe, werde sich gegen solche Eingriffe in die freie Marktwirtschaft natürlich wehren, so Bradley.

Debatten um den Klimawandel

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  • Ist Erderwärmung nur «Global Warming Bullshit», wie es Trump bezeichnet? Die Debatte um den Begriff «Klimawandel» bei Kultur kompakt.
  • Wie kommt es, dass Verschwörungstheorien so viele Anhänger finden? Eine Diskussion bei Sternstunde Philosophie.
  • Kreative Ideen statt Katastrophen: Ein Dok-Film begegnet dem Klimawandel mit Optimismus.

Politische Überzeugung verzerrt Wahrnehmung

Doch im nächsten Schritt geschehe das, was ihm Sorgen macht. Die politische Überzeugung verzerre die Wahrnehmung, erklärt Bradley: «Wissenschaft wird immer dann in Zweifel gezogen, wenn sie der eigenen politischen Einstellung widerspricht.»

Im Kern geht es laut Bradley mehr um Vertrauen als um Fakten. Und damit kommt man wieder zu folgender Erkenntnis: Besser Ausgebildete seien sich sicherer, dass die eigene Meinung stimmt und die anderen falsch liegen.

Besonders deutlich zeigt sich dieses Phänomen zurzeit in den USA. Warum es dort extremer als hierzulande ist, wissen weder Drummonds noch Bradley. Klar ist jedoch: Klimaforscher, die nur mit Fakten zu überzeugen versuchen, sind ziemlich naiv.

Sendung: SRF 2 Kultur, Wissenschafts-Magazin, 26.08.17, 12.40 Uhr

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