-
Bild 1 von 16. Düstere Prophezeiung: In 50 Jahren könnte die Hälfte des Mekong-Deltas in Südvietnam 70 Zentimeter unter Wasser stehen – eine Fläche halb so gross wie die Schweiz. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 2 von 16. Schutzdamm im Mekong-Dorf Vinh Trung. Viele Dämme brechen, weil sie den zunehmenden Wassermengen nicht mehr standhalten können. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 3 von 16. Mit der Abholzung von Mangrovenwäldern wurden Schutzwälle vernichtet. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 4 von 16. Die Erosionen im Delta haben bereits Tausende von Häusern zerstört. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 5 von 16. Nguyen Van Cuong, Fischer und Tagelöhner, steht am Ufer eines Mekong-Arms. Dort, wo jetzt das Wasser fliesst, stand einst sein Haus. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 6 von 16. Ein Reisbauer im Mekong-Delta. Das Mündungsgebiet ist die Reiskammer Vietnams. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 7 von 16. Neben dem Reisanbau gehören die Fischerei und die Garnelenzucht zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen im Mekong-Delta. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 8 von 16. Diese Häuser wurden mit internationaler Hilfe vom Roten Kreuz gebaut. Hier wohnen umgesiedelte Umweltflüchtlinge. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 9 von 16. In einem kleinen Dorf im Mekong-Delta wiegt eine Grossmutter ihren sieben Monate alten Enkel in den Schlaf. Welche Zukunft wartet auf ihn? Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 10 von 16. Kinder des Mekong-Deltas. Die meisten können nicht schwimmen – eine gefährliche Sache in einem Gebiet, das von Fluten bedroht ist. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 11 von 16. Wasserstrassen bilden im Delta die wichtigste Verkehrsverbindung. Auch der Schulweg wird auf dem Boot zurückgelegt. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 12 von 16. Viele Kinder tragen Schulsäcke, die gleichzeitig Rettungsweste sind. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 13 von 16. Die Teiche dieses Garnelenzüchters wurden durch die zunehmenden Wassermassen derart versalzen, dass sämtliche Tiere starben. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 14 von 16. Katastrophenübung in einem Schulhaus im Mekong-Delta. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 15 von 16. Simuliert wird ein Dammbruch. Bildquelle: Roland Schmid.
-
Bild 16 von 16. Michael Annear, Internationale Föderation der Rotkreuzgesellschaften: «Wenn es so weitergeht, müssen in Vietnam wegen des Anstiegs des Wasserspiegels eines Tages möglicherweise um die sechs Millionen Menschen umgesiedelt werden.». Bildquelle: Roland Schmid.
Der Bauer und Garnelenzüchter Tong Viet Tien öffnet eine kleine Schleuse und lässt frisches Mekong-Wasser in einen seiner Teiche fliessen, die am Ufer des Südchinesischen Meeres liegen. Kürzlich geschah hier Schlimmes. «Meine gesamte Zucht verendete, 30 000 Garnelen starben», erzählt der Landwirt. Die Flut steigt hier wegen der Erderwärmung immer höher und bringt zu viel Wasser. Am Ende setzt sich auf dem Teichboden zu viel Salz ab. Ein zu hoher Salzgehalt tötet Garnelen und Fische. Tong Viet Tien ist einer jener Bauern, die zu den jährlich zweieinhalb Millionen Tonnen Crevetten beitragen, die im Land gezüchtet werden. Vietnam gehört zu den weltweit grössten Exporteuren dieser Krustentiere.
Abholzungen bedrohen Land und Leute
Umwelt- und Agrarwissenschaftler Duong Van Ni von der Universität in Can Tho kennt die Problematik. «An der Südspitze Vietnams, in der Provinz Ca Mau, wuchs früher das Land jedes Jahr um 15 bis 20 Meter in Richtung Meer, jetzt aber geschieht das Umgekehrte: Das Festland wird wegen fehlenden Mangroven durch Erosionen zerstört», sagt der Professor.
Und im oberen Teil des Mekong sind in den vergangenen 20 Jahren fast zwei Drittel der Wälder abgeholzt worden für die Landwirtschaft, für Gummiplantagen und zum Bau von Industrie- und Infrastrukturanlagen. Die Folgen: Wasser, das zuvor in den Wäldern versickerte, fliesst nun in das Mekong-System und vergrössert die Wassermassen, was die Erosion fördert. Zudem werden so die Böden ausgewaschen, dies führt zu mehr Ablagerungen, die das Flussbett erhöhen. Die Folgen sind auch hier Überflutungen.
Umsiedlung in Angriff genommen
Duong Van Ni schaut besorgt in die Zukunft: «In etwa 50 Jahren könnte die Hälfte des Mekong-Deltas wegen der Erderwärmung 70 Zentimeter unter Wasser stehen.» Sollte dies eintreffen, würden rund 20 000 Quadratkilometer des Deltas mit Salzwasser bedeckt sein, dies entspricht fast der halben Fläche der Schweiz. Das Delta würde unbewohnbar.
Wegen zunehmendem Landverlust aufgrund der Erosionen und des Wasseranstiegs, siedelte der Staat in den letzten zwei Jahrzehnten bereits über eine Million Menschen um. Auch die Schweiz half mit. So haben unter anderem das Schweizerische Rote Kreuz, die Glückskette und der Kanton Genf im Mekong-Delta etwa 1300 einfache, flut- und sturmresistente Häuser finanziert.
Für die Nahrungsmittelsicherheit zentral
Das Mekong-Delta ist aber auch die Reiskammer Vietnams. In 50 Jahren wird das Land über 100 Millionen Einwohner haben, heute sind es bereits 90 Millionen. Das Mündungsgebiet ist daher für die Nahrungsmittelversorgung des Landes zentral. Jährlich werden hier um die 42 Millionen Tonnen Reis produziert. Mancherorts werden heute jährlich bis zu sieben Ernten eingefahren.
Auch 40 weitere Länder rund um den Globus essen Reis aus dem Mekong-Delta. «Und vergessen Sie nicht: der Wasserspiegels steigt nicht nur hier an», sagt Duong Van Ni. «Auch im Irrawaddy-Fluss-Delta von Myanmar, im Chao-Phraya-Delta in Thailand, im Ganges-Delta Indiens und Bangladeschs und im Mississippi-Delta steigt das Wasser.» Diese fünf Deltas machen schätzungsweise 80 Prozent der weltweiten Reisproduktion aus.
Der Anstieg des Meeresspiegels wegen der Klimaveränderung beeinflusst also direkt die globale Nahrungsmittelsicherheit.