Der Mensch tat es schon in der Steinzeit: Schwimmen. 6000 Jahre alte Felsmalereien im heutigen Libyen zeugen davon. Man sieht Figuren, die mit Armen und Beinen im angedeuteten Wasser rudern.
Im alten Griechenland galt als Barbar, wer weder schreiben noch schwimmen konnte. Das blieb auch noch eine Weile im alten Rom so.
Keusche Christen schwimmen nicht
Doch mit dem Aufschwung des Christentums in Europa war es vorbei mit dem Schwimmen. Zumindest wenn man sich an die schwimmfeindliche Kirchenpolitik hielt.
Immerhin gehörte Schwimmen noch im Mittelalter zu den ritterlichen Künsten – wie alte Texte zeigen:
Daz her kann geswumme
Und in dem wazzir getuche,
Sich gewende und gekrumme
Uf dem rucke und uf dem buche.
Schweizer schreibt das erste Schwimmbuch
1538 erschien dann das erste Schwimmbuch der Welt. Geschrieben vom Schweizer Gelehrten Nikolaus Wynmann: «Colymbetes, Sive De Arte Natandi», zu Deutsch «Der Schwimmer oder die Schwimmkunst».
Darin schrieb Wynmann: «Du wirst es beinahe spielend lernen, wenn du recht sorgfältig zusiehst, wie die Frösche mit den Hinterbeinen Schwimmen.» Doch genau das war damals ein Problem.
Wenn doch der Mensch die Krone der Schöpfung war, warum sollte er dann von einem so niedrigen Tier wie dem Frosch etwas lernen? Konnte das Gott gewollt haben? Das fragten sich die Kirchenleute und fanden: Nein. Sie setzten Nikolaus Wynmanns Schwimmbuch auf den Index.
Immer wieder der Frosch
Der Frosch blieb aber Vorbild für Schwimmenthusiasten, zum Beispiel für den britischen Dichter Thomas Shadwell.
Dieser schrieb im 17. Jahrhundert: «Sir Nicholas knotet einen Frosch mit einem Bindefaden um die Lenden fest und hängt ihn in eine Wasserschüssel. Das andere Ende des Bindfadens hält er mit den Zähnen fest, während er bäuchlings auf einem Tisch liegt und immer dann ausschlägt, wenn der Frosch es tut.»
«Ertrinken war Mode»
Schwimmen blieb lange und vielerorts eine Betätigung für eine kleine Schicht von Aristokraten oder speziellen Berufsgruppen, wie den Salzpfännern.
Von ihnen lernte auch der Gründervater der Turnbewegung, Johann Christoph Friedrich Gutsmuths, schwimmen. Er schrieb das «Kleine Lehrbuch der Schwimmkunst zum Selbstunterrichte».
Es war dem gemeinen Volk gewidmet. Darin schreibt er: «Bisher ist das Ertrinken Mode gewesen, weil das Schwimmen nicht Mode ist. (…) Soll denn das Schwimmen nicht auch bei uns Mode werden?»
Irreparable Nervenschäden bei Frauen
Doch sollte Schwimmen auch für Frauen Mode werden? Eher nicht. Noch 1878 hiess es in einem Schwimm-Leitfaden für Frauen unter dem Stichwort «Eintauchen ins Wasser»: «Dieses Schreckerlebnis zieht für die Nerven der Frauen häufig irreparable Schäden nach sich.»
Die Damen trugen oft rockartige Schwimmgewänder aus Baumwolle, die blöderweise die Eigenschaft hatten, nass mehr zu offenbaren als zu verhüllen.
Crawlen war verrufen
Aber auch die Männer konnten lange nicht machen, was sie wollten. Das Crawlen zum Beispiel war lange als «Trickschwimmen» verrufen und wurde erst um 1900 salonfähig.
Noch der legendäre Johnny Weissmüller, der später als Tarzan in Hollywood Karriere machte, schwamm 1924 einen Crawlstil. Dabei tauchte er den der Kopf nie unter Wasser. Er schaffte es trotzdem als erster Mensch die 100 Meter unter einer Minute zu schwimmen.
Olympia schwamm schon anders
Welche Schwimmstile geschwommen werden durften, war anfangs von Wettkampf zu Wettkampf unterschiedlich. An den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen war es zum Beispiel ein seitliches Brustschwimmen.
In Rio wird aber nur noch Crawl, Rückencrawl, Brust und Delfin geschwommen. Warum? Weil es schlicht die schnellsten Schwimmarten sind.