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Zwei Männer, beide in blauen T-Shirts, sitzen im Gras an einem Fluss und unterhalten sich lachend.
Legende: Ein katholisches Schwulenpaar in Deutschland (Filmstill aus «Glaube Liebe Lust – Sexualität in den Weltreligionen»). Bildersturm Filmproduktion

Gesellschaft & Religion Erlaubt oder verboten? Homosexualität in den Weltreligionen

Religiöse Traditionen haben ein schwieriges Verhältnis zum Sex. Dennoch sind die religiösen Regeln und ihre Anwendung von grosser gesellschaftlicher Bedeutung. Wie genau lauten diese Regeln? Was ist erlaubt, was verboten? Fünf KennerInnen der grossen Weltreligionen erklären. Teil 5: Homosexualität.

Sasikumar Tharamalingam (Hinduismus):

«Das ist eigentlich gegen die Natur. Homosexualität ist im Hinduismus nicht erlaubt. Wir sehen das als Sünde. Auch für mich ist das ein Tabuthema. In Sri Lanka habe ich das nicht gekannt. Hier in der Schweiz ist es ein offenes Thema, man kann darüber diskutieren. Meine persönliche Haltung ist: Jeder Mensch hat ein Recht selber zu entscheiden, da habe ich keinen Einfluss.

Erlaubt oder verboten?

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Generell gilt: Es gibt die hinduistischen Regeln. Ob man sie befolgt oder nicht, beeinflusst das Karma. Aber jeder kann selber entscheiden. Wir sagen auch: Wenn man den Tempel betritt, darf man kein Fleisch, Fisch oder Eier gegessen haben, soll frische Kleider tragen und frisch geduscht sein. Aber wir kontrollieren nicht an der Türe. Jeder ist für sich selber verantwortlich.»

Rifa’at Lenzin (Islam):

«In Bezug auf die Homosexualität muss man religiöse, strafrechtliche, soziale und psychologische Aspekte unterscheiden.

Praktizierte Homosexualität gilt religionsrechtlich als schweres Vergehen und wird qualifiziert als Vergehen gegen Gott. Sie gilt als Unzucht (zinā’). Im Koran wird das folgendermassen thematisiert: 'Wollt ihr euch denn mit Menschen männlichen Geschlechts abgeben und darüber unbeachtet lassen, was euer Herr euch in euren Gattinnen (als Ehepartner) geschaffen hat? Nein, ihr seid Leute, die sich einer Übertretung schuldig machen.' (Sura 26, Vers 165 Ash-Shu‘arāa)

Die Rechtsnormen gemäss Shari‘a sagen allerdings nichts aus über die konkrete gesetzliche Handhabung in den einzelnen islamischen Staaten. Die soziale Akzeptanz von homosexuellem Verhalten ist im Allgemeinen sehr gering. Homosexualität ist auch eine Frage der Definition: Die wenigsten Männer in diesem Kulturkreis, die homosexuelle Kontakte haben, würden sich als homosexuell bezeichnen. Sexuelle Beziehungen unter Frauen sind kein Thema.»

Michel Bollag (Judentum):

Zu den Experten

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Sasikumar Tharamalingam: Tamile und Hindupriester in Bern

Rifa’at Lenzin: Islamwissenschafterin, Fachreferentin Islam und Co-Leiterin des Zürcher Lehrhauses

Michel Bollag: Fachreferent Judentum und Co-Leiter des Zürcher Lehrhauses

Christina Aus der Au: reformierte Theologin, Uni Basel

Norbert Reck: katholischer Theologe in München

«Im Buch Moses gilt der Beischlaf mit einem Mann als Todsünde. Auf weibliche Homosexualität wird nicht eingegangen. Realität ist, dass Homophile Teil der jüdischen Gemeinschaft sind, die nicht ausgestossen werden. Die orthodoxe Gemeinde kennt kein Outing, darunter leiden die Betroffenen.»

Christina Aus der Au (Reformierte):

«Gott hat den Menschen männlich und weiblich geschaffen. Ich glaube, dass er damit nicht zwei radikal unterschiedliche Arten von Menschen erschaffen hat, sondern eine dynamische Bipolariät. Homosexualität ist weder Krankheit noch Sünde, sondern eine Ausprägung. Wen wir lieben, ist damit sehr viel unwichtiger, als wie wir lieben und wie wir eine liebevolle Beziehung leben.»

Norbert Reck (Katholizismus):

«Die katholische Kirche beruft sich auf biblische Aussagen, wenn sie daran festhält, dass 'homosexuelle‘ Handlungen und Beziehungen sündig sind. Erotische Neigungen zum gleichen Geschlecht sind für sich genommen nicht sündhaft, stellen aber eine Herausforderung zur Enthaltsamkeit dar. In einem Interview präzisierte dies Papst Franziskus folgendermassen: 'Wenn eine Person homosexuell ist und den Herrn sucht – wer bin ich, dass ich über sie urteile? Der Katechismus erklärt das sehr schön: 'Man darf diese Personen nicht ausgrenzen, sondern muss sie in die Gemeinschaft integrieren.‘»

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