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Ein Frau hält ein rot verpacktes Kondom in den Händen, auf dem «Love» aufgedruckt ist
Legende: Welche Religion lässt den Gebrauch von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln zu? Reuters

Gesellschaft & Religion Erlaubt oder verboten? Verhütung in den Weltreligionen

Religiöse Traditionen haben ein schwieriges Verhältnis zum Sex. Dennoch sind die religiösen Regeln und ihre Anwendung von grosser gesellschaftlicher Bedeutung. Wie genau lauten diese Regeln? Was ist erlaubt, was verboten? Fünf KennerInnen der grossen Weltreligionen erklären. Teil 2: Verhütung.

Erlaubt oder verboten?

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Sasikumar Tharamalingam (Hinduismus):

«Man darf verhüten, aber wenn das Kind in der Gebärmutter eingenistet ist, darf man nicht abtreiben. Abtreibung ist also nicht erlaubt.»

Rifa’at Lenzin (Islam):

«Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft ist in allen Rechtsschulen erlaubt und kein Problem, sofern beide Ehegatten sich einig sind.»

Michel Bollag (Judentum):

«Das jüdische Religionsgesetz der Halacha besagt: ‹Seid fruchtbar und vermehrt euch›. Verhütung muss aus halachischer Sicht von Fall zu Fall angeschaut werden. Gründe für Verhütung gibt es verschiedene, zum Beispiel wenn die Gesundheit der Frau gefährdet ist. Hingegen gelten wirtschaftliche Gründe, wie etwa dass Kinder zu teuer seien, nicht. Verhütung geht mit der Familienplanung einher.»

Zu den Experten

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Sasikumar Tharamalingam: Tamile und Hindupriester in Bern

Rifa’at Lenzin: Islamwissenschafterin, Fachreferentin Islam und Co-Leiterin des Zürcher Lehrhauses

Michel Bollag: Fachreferent Judentum und Co-Leiter des Zürcher Lehrhauses

Christina Aus der Au: reformierte Theologin, Uni Basel

Norbert Reck: katholischer Theologe in München

Christina Aus der Au (Reformierte):

«Eine liebevolle und fröhliche Sexualität ist schön und gottgewollt. Sie wird nicht erst durch Kinder gerechtfertigt. Die Entscheidung für oder gegen Verhütung muss von den beiden Menschen selber getroffen werden. Oft ist Verhütung ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein, sei es aus medizinischen oder aus familiären Gründen.»

Norbert Reck (Katholizismus):

«Im sexuellen Akt hat Gott die Vereinigung der Eheleute und die Weitergabe des Lebens an die Nachkommen miteinander verbunden. Darum ist es nicht erlaubt, Sex und Fortpflanzung voneinander zu trennen, indem man Verhütungsmittel benutzt oder sich sterilisieren lässt. Doch müssen Eltern die Zeugung von Kindern auch verantworten können. Deshalb ist die zeitweise Enthaltsamkeit oder die Wahl unfruchtbarer Perioden für den Sex möglich.»

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