Am liebsten machen Weissrussen Pauschalurlaub. Von einem Reisebüro organisiert, strömen alle, die es sich leisten können, ans Meer. Weissrussland selbst hat weder Meer noch Berge. Tourismus im eigenen Land ist deshalb nur sehr eingeschränkt möglich.
Dafür haben alle Nachbarländer Zugang zum Meer. Am populärsten sind Russland und die Ukraine. Warum? Weissrussen brauchen für diese Reisen kein Visum und haben keine Sprachprobleme.
Auslandsurlaub – nicht für jedermanns Budget
«Statt selbst auf die Krim zu fahren wie noch vor ein paar Jahren, nutzen viele heute Angebote von Kurorten im Gebiet Odessa oder am Schwarzen Meer in Russland», sagt Tatsiana Daniluschkina, Chefredakteurin des Reiseportals traveling.by.
Wobei sich nicht mehr viele Weissrussen überhaupt einen Auslandsurlaub leisten können, schränkt sie gleich wieder ein. «Wer weniger als 200 Euro verdient, wählt meistens ukrainische Kurorte.»
Die Datscha: das beliebteste Reiseziel
Doch die allermeisten Weissrussen wählen für sich einen Urlaub auf der eigenen Datscha und verschieben Reisen ins Ausland auf besseren Zeiten, wie Daniluschkina betont.
Die Datscha, ein kleines Häuschen mit Garten auf dem Land, war schon zu Sowjetzeiten der beliebteste Fluchtort für stressgeplagte Städter.
Daran hat sich in Weissrussland bis heute wenig geändert. Die meisten verbringen ihren Urlaub im eigenen Häuschen mit Obst- und Gemüseanbau. Viele Datschas in Weissrussland liegen direkt an einem See oder einem Fluss.
Angeln statt Action
Der neue Trend zum «Ökotourismus», für den sich vor allem Jüngere begeistern, ist hier nichts anderes als Urlaub in einer Datscha.
Jeder kann sich in einem Dorf ein Haus oder den Teil eines Hauses für die Urlaubszeit mieten. In Weissrussland gibt es ungefähr 2000 solcher Rent-a-Datscha-Angebote. Traditionell sind Angeln und die Jagd im ganzen Land sehr beliebt.
Nur die Mittelschicht reist ins Ausland
Wie in vielen anderen Ländern auch reisen die etwas wohlhabenderen Weissrussland gerne auch etwas weiter weg. Die Türkei oder Ägypten locken die Mittelschicht mit ihren All-Inclusive-Angeboten.
Für die Türkei brauchen Weissrussen zudem kein Visum, sodass der Touristenstrom von dort kaum nachliess als andere aus Sicherheitsgründen die Region schon zu meiden begannen.
Lieblingsziel Bulgarien
Der absolute Spitzenreiter bei den Europadestinationen ist für Weissrussen Bulgarien. Im vergangenen Jahr machten dort 58'000 Weissrussen Urlaub. Das sind mehr Touristen, als zusammen nach Litauen und Polen gingen. Das, obwohl diese beiden Länder viel näher an Weissrussland liegen.
«In den letzten vier Saisons waren zudem auch Griechenland und Spanien sehr gefragt», erläutert Daniluschkina. «Einige, natürlich nicht alle, können sich also sogar einen Urlaub in europäischen Kurorten leisten.»
Urlauberzahl sinkt kontinuierlich
Der Trend ist eindeutig. Schon seit einigen Jahren reisen immer weniger Weissrussen ins Ausland. 2016 unternahmen noch halb so viele Auslandsreisen wie 2014.
«Gut möglich», urteilt Daniluschkina, «dass mit stetig sinkenden Einkommen in Weissrussland auch die Mittelschicht künftig statt auf Urlaub am Meer auf Ausflüge zu einheimischen Seen setzen.»