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Jill Abramson: «Was für eine Veränderung!»
Aus Kultur Extras vom 13.01.2017.
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Barack Obamas Rede Jill Abramson: «Nur ein Wort – Obama»

Was macht eigentlich die Washingtoner Büro-Chefin der «New York Times», wenn ein US- Präsident gewählt wird? Sie geht essen, und dann bis spät nachts ins Büro.

Jill Abramson

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Jill Abramson ist eine der renommiertesten Journalistinnen der USA. Geboren 1954, studierte sie an der Harvard University und schrieb danach für «Time Magazine», «Wallstreet Journal» und die «New York Times». Von 2011 bis 2014 war sie Chefredakteurin der «New York Times».

2012 landet sie auf der Forbes-Liste der mächtigsten Frauen auf Platz 5.

Das «Palm Steakhouse» mitten in Manhattan. Hier treffen sich die wichtigsten Journalisten und Kommentatoren zum Mittagessen an jedem «Election Day», wenn die USA einen neuen Präsidenten wählen.

Am 4. November 2008 diniert dort natürlich auch Jill Abramson, damals leitende Redakteurin und Chefin des Washingtoner Büros der «New York Times».

«Wir hatten schon erste Hochrechnungen, und es sah so aus, als würde es ein guter Abend für Obama werden», erzählt Jill Abramson. Noch ein Jahr davor – 2007 – hätte niemand geglaubt, dass dieser relativ unbekannte Senator aus Illinois der erste afro-amerikanische Präsident sein würde, doch am Ende des Wahlkampfes lag die Sensation in der Luft.

Das Foto auf der Frontpage

«Ich musste bald zurück in die Redaktion, denn ich war ja die verantwortliche Redakteurin an diesem Tag.» Obamas Siegesrede sah sie in ihrem Büro mit all den Kollegen, die das ganze Jahr schon den Wahlkampf begleitet und kommentiert hatten.

Das historische Titelblatt der NYT
Legende: Das historische Titelblatt der «New York Times». ZVG

«Der Moment, an den ich mich mehr erinnere als an das, was Obama in seiner Rede sagte, war der Moment, als er und Michelle Obama die Bühne betraten. Michelle in diesem rot-schwarzen Kleid, Hand in Hand mit ihren damals noch sehr jungen Töchtern. Was für ein Bild das war! Was für ein Unterschied zu seinem Vorgänger, dem weissen Paar aus Texas.»

Noch war in der Redaktion noch nicht entschieden, welches Foto auf der ersten Seite platziert werden sollte. Die beiden Kandidaten – McCain und Obama? – falls die Wahl noch nicht entschieden gewesen wäre? Eine Nahaufnahme des Siegers im Moment seines Triumphs?

Nein. Bill Keller, damals Chefredakteur entschied sich für ein anderes. Für das Bild der Familie Obama, die Bühne betretend. Und als Schlagzeile nur ein einziges Wort in Grossbuchstaben: OBAMA. Sonst nichts.

Menschenschlangen vor dem «New York Times»-Gebäude

Als Jill Abramson gegen 2 Uhr nachts das Redaktionsgebäude verlässt, standen dort mindestens 40 Menschen. «Ich sah sie an und fragte, warum seid Ihr hier?

Neun Menschen erinnern sich

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Wir blicken zurück auf die historische Siegesrede von Barack Obama. Es kommen Zeitzeugen zu Wort, die erzählen, was aus diesen Worten geworden ist.

Einer antwortete knapp: ‹Wir wollen die Zeitung›- und da dämmerte es mir. Sie wollten die ersten Exemplare der historischen Ausgabe vom 5. November 2008. Mit der Titelseite, die danach Kult wurde.»

Am nächsten Tag wurde die Schlange immer länger. Trotz Internet – die Menschen wollten das Papier mit der Schlagzeile «Obama.»

Die grünen Schuhe

Mit Barack Obama wurde nicht nur der erste Afro-Amerikaner Präsident der USA, er repräsentierte auch einen anderen Politikertyp. Eine andere, neue Generation. Eine moderne Familie. Und Michelle Obama – sie war die junge, selbstbewusste Frau aus den Strassen von Chicago.

«Am Tag der Inauguration trug sie grüne Schuhe», erzählt Jill Abramson. Die Titelseite der «New York Times» zeigt traditioneller Weise immer ein Foto des neuen Präsidenten, wie er den Amtseid ablegt. Das Bild eines Mannes, eine Hand auf der Bibel, mit der anderen schwört er.

«Aber ich konnte nicht widerstehen. Es gab ein Foto, nachdem Präsident Obama und Michelle gerade aus dem Auto ausgestiegen waren und zur traditionellen Parade gehen.» Das Foto zeigt ein verliebtes Paar, winkend, glücklich, Hand in Hand. «Ich habe dieses Bild auf die Titelseite getan», sagt Jill Abramson stolz lächelnd. Michelle, in grünen Schuhen.

Trumps Schatten

Angesichts der Wahl von Donald Trump wirken diese Anekdoten wie Geschichten aus längst vergangenen Zeiten, und es legt sich ein mildes Licht auf die Ära Obama.

Barack Obamas historische Rede

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Die Amtszeit von US-Präsident Obama neigt sich dem Ende zu. Wir blicken zurück auf den Tag seiner Wahl, den 4. November 2008. An diesem Abend hielt er seine historische Siegesrede. Diese Rede bewegte nicht nur die 240'000 Zuhörer im Grant Park in Chicago, sondern auch Millionen von Menschen auf der ganzen Welt.

Die Rede im Wortlaut

Dabei hatte Jill Abramson die Obama-Administration scharf kritisiert, ihnen vorgehalten, sie wären abgehoben, intransparent, zu wenig offen für Presse und Öffentlichkeit.

Und nun?

Amerika im Rückwärtsgang? «Ich hatte gehofft, dass die Historiker Obamas Wahl als Zeichen für den Beginn eines Jahrhunderts sehen, in dem sich die Ideen einer liberalen Demokratie weiter durchsetzen», sagt Jill Abramson. «Ich fürchte aber, dass Obama nur eine kurze Atempause war. Eine Unterbrechung der viel zu langen Zeit, in der reaktionäre Kräfte die Regierung dieses Landes kontrollieren.»

Ein bitterer Ausblick. Obama, nur eine kurze Verschnaufpause? Er selbst würde das sicher verneinen und Jill Abramson ein trotziges «Yes, we can» entgegnen.

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