Berühmt geworden ist Klaus Maria Brandauer als Bösewicht Max Largo in der James-Bond-Verfilmung «Sag niemals nie» und in István Szabós oscarprämierten Verfilmung von «Mephisto». Noch lieber als der Film ist ihm jedoch das Theater. Seit über 50 Jahren steht Brandauer auf der Bühne und spielt Rollen wie Hamlet, Jedermann oder König Lear.
50 Jahre auf der Bühne – 50 Jahre, um über die Rolle des Schauspielers und jene des Menschen nachzudenken. Genug, wie sich im Sternstunden-Gespräch mit Barbara Bleisch (siehe oben im Video) zeigt, um auch mal einem griechischen Philosophen zu widersprechen.
Beiträge zum Thema
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Gott als Spielleiter des Lebens
Der antike Philosoph Epiktet sagte einmal: «Bedenke, dass du nur Schauspieler bist in einem Stück, das der Spielleiter bestimmt». Der Satz beruht auf der stoischen Weltsicht, dass unser Leben vom Schicksal bestimmt wird. Die Aufgabe des Menschen ist es, die richtige Einstellung zu finden und die ihm zugedachte Rolle möglichst gut zu spielen.
Gott als Lenker, der Mensch als Spielfigur. Für Klaus Maria Brandauer ist das unvorstellbar. Doch nicht nur das, diese Perspektive ist für ihn vor allen Dingen eine, die Gott und Mensch nicht annähernd gerecht wird. Wäre der Mensch tatsächlich nur eine Spielfigur, so Brandauer, käme die Tatsache, dass er dadurch sein ganzes Handeln in die Hand eines anderen läge, der Selbstaufgabe gleich.
Sowohl Gott als auch die Freiheit
Brandauer selbst fühle sich regelmässig beseelt von etwas, das nicht von dieser Welt ist. Dennoch glaubt er nicht an einen Gott der Vorbestimmung.
Für ihn ist Gott nicht der Spielleiter, sondern vielmehr eine höhere, überblickende Instanz. Eine Instanz, die zwar weiss, was wir tun werden, aber nichts vorherbestimmt. Gott lässt dem Menschen seine Freiheit. Gott als Beobachter und der Mensch als autonom handelndes Wesen? Ja, findet Brandauer und führt an, genau das sei doch das Reizvolle. Ebenso wie der Zweifel, der zum Glauben gehöre.