Italien spielt beim Erhalt und bei der Restaurierung von Kunstwerken eine eine führende Rolle. Das in Rom ansässige nationale Restaurierungsinstitut beschäftigt einige der weltweit angesehensten und qualifiziertesten Experten, die seit vielen Jahren international im Einsatz sind.
So versuchen sie beispielsweise die iranische Stadt Bam – zerstört durch ein verheerendes Erdbeben – wenigstens teilweise wieder aufzubauen. Auch im Bürgerkriegs-Irak sind Italiener bei der Arbeit: Sie waren es, die in Bagdad das während des Krieges schwer beschädigte Nationalmuseum für Archäologie wieder instand setzten.
Morettis Megadrucker
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Auch in Sachen Reproduktion komplett zerstörter antiker Kulturgüter geben die Italiener den Ton an. Ein Joint-Venture zwischen der Kulturvereinigung «Incontri di civiltà» des ehemaligen Kulturministers Francesco Rutelli, dem Bankier Emmanuele Emanuele, Präsident der reichen Kulturstiftung «Fondazione Roma», und dem Forschungslaboratorium WASP des Ingenieurs Massimo Moretti will in Palmyra zerstörte historische Bauwerke mithilfe eines zwölf Meter hohen Mega-3D-Druckers rekonstruieren.
Moretti entwickelte diesen Drucker zur schnellen Produktion von Fertigbauhäusern. Diese sollen in Krisengebieten zum Einsatz kommen, die etwa von Naturkatastrophen betroffen sind. Mit den standardisierten und ökologischen Selbstversorgerhäusern soll in Gebieten der Dritten Welt dem Entstehen von Favelas vorgebeugt werden. Moretti kam auf die Idee, dass man mit seinem Riesen-3D-Drucker auch antike Monumente reproduzieren kann. In Pompeji kam der Drucker bereits zum Einsatz. Mit Erfolg.
Kein Scannen vor Ort
Da derzeit niemand nach Palmyra reisen kann, um die bisher noch nicht zerstörten antiken Bauwerke zu scannen, werden die Techniker von WASP Fotografien nutzen, die dank einer entsprechenden Software jene Daten liefern, aus denen der 3D-Drucker Kopien herstellen kann.
Nach einem Ende des IS-Spuks können auch die durch die Explosionen entstandenen Trümmerreste zur Reproduktion herangezogen werden. Das heisst: Der 3D-Drucker kann dann Kopien aus dem Originalmaterial herstellen.
Die Zeit drängt
Italiens Regierung, vor allem Kulturminister Dario Franceschini, fordert seit kurzem, dass die Weltkulturorganisation UNESCO endlich auch mit den UN-Blauhelmen zusammenarbeiten sollte. Franceschini zufolge bleiben die Schutzbestimmungen der UNESCO nur schöne Worte, wenn nicht Blauhelme in bestimmten Situationen historische Kulturgüter bewachen.
Doch bis es zu einer konkreten Zusammenarbeit zwischen UNESCO und Blauhelmen kommt, wird viel Zeit vergehen. Zeit, so Italiens Kulturminister, die das täglich bedrohte Weltkulturgut in Palmyra nicht mehr hat. Deshalb unterstützt auch das italienische Kulturministerium die Idee mit den 3D-Rekonstruktionen.