Fische werden gerne unterschätzt. Sie scheinen wenig empfindsam mit ihren starren Augen und der fehlenden Mimik. Doch die scheuen Wasser-Lebewesen gelten in der Verhaltensforschung als gerade so lernfähig wie Säugetiere. Und auch die Fisch-Kommunikation ist viel raffinierter als allgemein bekannt. Ein Fisch kommuniziert zum Beispiel, indem er in einem bestimmten Takt Urin ins Wasser abgibt, dazu die Rückenflossen aufstellt – und vielleicht auch noch brummt, pfeift oder trommelt.
So manche Fische können in ihrer wässerigen Umgebung «sprechen». Keiner weiss das so gut wie Roland Kurt. Der Berner Hobbyforscher untersucht seit zehn Jahren mit einem Unterwassermikrophon die Geräuschwelt in Schweizer Seen. Mittlerweile hat er acht Fischarten identifiziert, die sogenannt lautaktiv sind, unter anderem Wels, Egli und Zander.
Ein Polterer – der Wels
Der Wels, der grösste europäische Süsswasserfisch, mit kleinen Augen und gutem Gehör, gibt Trommellaute von sich. Die erzeugt er, wie viele lautaktive Fische, indem er mit speziellen Muskeln seine luftgefüllte Schwimmblase rasch zusammenzieht und wieder ausdehnt. Die Schwimmblase wird dabei zum Resonanzraum.
Vielfältig – der Egli
Der Egli oder Flussbarsch, wie er auch heisst, kann sich sehr vielfältig äussern. Er pfeift, prustet, lässt Metall anklingen. Und beim Jagen stösst der Raubfisch ganze Laut-Folgen aus: bis zu 40 Sekunden lang und in der Frequenz bei jedem Ton etwas höher.
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Schockierend – der Zander
Die spektakulärsten Laute unter den mitteleuropäischen Süsswasserfischen gibt der Zander von sich. Was sich anhört wie eine knallende Peitsche, scheint Teil einer ausgeklügelten Jagdstrategie zu sein: «Der Zander schleicht sich an wie eine Raubkatze, und wenn er direkt vor dem Beutefisch ist, stösst er seinen typischen Peitschenknall aus», erzählt Roland Kurt. Wahrscheinlich versetze der Zander den Beutefisch damit in eine Schockstarre und könne ihn dann einfacher fangen.
Fischlautforschung soll vertieft werden
Wie der Zander seine Geräusche erzeugt, ist offen – wie so vieles zur kaum erforschten Lautsprache der mitteleuropäischen Süsswasserfische. Die meisten Leute, auch Fachleute, wissen nicht, dass Zander und Egli sich akustisch äussern können. Roland Kurt gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet.
Forscher, wie Christian Kropf vom Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern, wollen nun die bisher lose Zusammenarbeit mit dem 49-jährigen Hobbyforscher vertiefen, um die Lautsprache der einheimischen Süsswasserfische in einem gemeinsamen, wissenschaftlichen Projekt genauer zu untersuchen. So könnten die gesprächigen Unterwasserbewohner künftig auch in der Welt der Menschen ein bisschen mehr Gehör finden.