Gesellschaft & Religion - Mordor gibt es jetzt wirklich – dank Pluto
Seit die Weltraumsonde «New Horizons» an Pluto und seinen Monden vorbeigeflogen ist, schickt sie laufend Fotos zur Erde. Auf den Himmelskörpern erkennt man tiefe Gräben und riesige Eisberge. Um darüber zu sprechen, muss man sie benennen. Und da gibt sich die Nasa kreativ: Mordor lässt grüssen.
Damit Forscher über die spektakulären Aufnahmen von Pluto und seinen Monden sprechen können, müssen sie auch wissen, wovon sie genau sprechen. Nebst den Himmelskörpern selber sollen nun auch die auf den Fotos sichtbaren Berge und Täler Namen bekommen. Wie geschieht dies?
Hanna Wick, SRF Wissenschaftsredaktorin: Das ist gar nicht einfach. Denn den Forschern gehen langsam die griffigen Namen aus. Die antike Mythologie haben sie schon fast durch: Planeten in unserem Sonnensystem sind nach römischen Gottheiten benannt: Merkur, Venus, Mars usw., Sternbilder oft nach antiken Sagenfiguren: Orion, Cassiopeia, Pleiaden. Asteroiden und Monde tragen alte griechische Namen – so wie auch die Monde von Pluto. Das sind aber nur die Himmelskörper selbst. Wenn man dann alle Täler und Berge darauf noch benennen will, braucht man viele Namen, sehr viele.
Was tun die Forscher jetzt, um dieses Problem zu lösen?
Sie bedienen sich bei Mythologien aus anderen Kulturkreisen – zum Beispiel der Azteken oder den Ägyptern – oder gerne auch bei der Science-Fiction-Literatur. Normalerweise erstellt die Internationale Astronomische Union, die für die Namensgebung im Weltall zuständig ist, zusammen mit der NASA eine Liste.
Im Internet kann man dann seine Stimme abgeben für Namen auf dieser Liste.
Im Fall von Pluto sind vor allem viele Namen dabei, die irgendwie mit der Unterwelt zu tun haben.
Weil Pluto der Gott der Unterwelt ist?
Genau. Seine fünf Monde tragen alle Unterweltsnamen aus der antiken Mythologie, wie Styx, ein Fluss in der Unterwelt, oder Charon, der Fährmann, der die Toten über den Fluss befördert.
Und nun müssen natürlich die Namen der Berge und Täler auf Pluto und den Monden thematisch dazu passen. Bei Styx sind es also Namen von Flussgöttern, bei Charon sind es Destinationen, zu denen man reisen kann. So heisst die dunkle Polarregion auf Charon zum Beispiel jetzt Mordor, nach der Heimat des Bösen im Buch «Herr der Ringe».
Und wie heissen andere Berge und Täler auf Pluto und seinen Monden?
Sie werden jetzt nach und nach benannt. Es könnten viele Name aus Literatur dabei sein, denn die sind am beliebtesten bei der Internetgemeinde: Ganz vorne dabei ist zum Beispiel Cthulhu, der Name einer Figur des Horror-Literaten H. P. Lovecraft. Oder Balrog, das Bergmonster, ebenfalls aus Herr der Ringe.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 16.7.2015, 16:45 Uhr
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