Bisher sorgte Franziskus vor allem mit seinen Reformen in der Verwaltung und im Finanzwesen, etwa in der Vatikanbank IOR, für Aufsehen. Er entliess und entlässt Mitarbeiter, die als korrupt und undurchsichtig gelten. Eine vatikanische Reformkommission versucht Neuerungen, die es bisher in dieser Weise im Vatikan nicht gegeben hat. Papst Benedikt XVI. hatte solche Reformen versucht, war damit aber gescheitert. Der Argentinier Franziskus zeigt mehr Durchsetzungskraft. Auch in Sachen weihnachtlicher Einsparungen und vatikaninternem Konsumtreiben.
Die vatikanische Apotheke, ein Schnäppchenmarkt
Gerade in der Weihnachtszeit ist bei Vatikanangestellten, Italienern und Rombesuchern die Farmacia Vaticana, die vatikanische Apotheke, sehr beliebt. Um sie aufsuchen zu können, braucht man, egal ob Italiener oder nicht, ein ärztliches Attest. Das zeigt man den Schweizer Gardisten am Eingang in den Vatikan, an der Porta Sant'Anna, und schon darf man hinein, in den Staat des Papstes.
In der Vatikanapotheke kosten Medikamente, Kosmetika und Duftwaren bis zu 30 Prozent weniger als im übrigen Italien. Der Grund: Im heiligen Stuhl wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Und so ist es in der Apotheke immer arg voll.
Schluss mit Schnäppchenjagen
Auch an der vatikanischen Tankstelle, im Supermarkt und in der eleganten Herrenboutique, wo gar nicht klerikale Kleider wie beispielsweise britische Barbour-Jacken verkauft werden, kann man sich nicht über Kundenmangel beklagen. Alles ist viel preiswerter als anderswo.
Dieser Shoppingrummel gefällt dem Papst gar nicht. Er hat angekündigt, dass sich diesbezüglich im kommenden Jahr einiges ändern werde. In diesem Jahr wird auch bei den Ausgaben für Weihnachtspräsente gespart. Nur noch Vatikanangestellte, die über Festverträge verfügen, erhalten eine Flasche Sekt und einen Panettone. Alle anderen gehen im Unterschied zu früher leer aus.
Die Krippe wird gesponsert
Leer gehen auch jene Unternehmer aus, die in der Vergangenheit unter der Regierung des allmächtigen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone immer wieder mit lukrativen Aufträgen versorgt wurden. Aufträge, für die es nie öffentliche Ausschreibungen gab. Die Zusagen erhielten immer nur – wie der Vatileaks-Skandal enthüllte – Freunde des mächtigen Kardinals, der von Franziskus in den Ruhestand geschickt wurde.
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Unter Bertone gab der Vatikan allein für die Logistik der riesigen Krippe auf dem Petersplatz, direkt neben dem mächtigen Weihnachtsbaum, bis zu 500'000 Euro aus. In diesem Jahr ist die Krippe für den Kirchenstaat gratis. Ein privater Sponsor kommt für die Kosten auf.
Almosen für die Armen
Eingesparte Ausgaben für weihnachtliche Dekorationen und Geschenke ans Vatikanpersonal kommen laut dem Kirchenstaat den rund 5000 Obdachlosen Roms zu Gute. Der Grossalmosenier des Papstes, sein Spendenbeauftragter sozusagen, verlässt gerade zur Weihnachtszeit an mehreren Abenden der Woche den Kirchenstaat mit seinem Kleinwagen und sucht jene Orte auf, an denen sich im kalten römischen Winter die Obdachlosen aufhalten.
Dort verteilt er Geldscheine, meist 50 Euro, dicke Decken und gibt Informationen über die Suppenküchen Roms. Wie es heisst, verteilt er an Arme und Obdachlose auch Finanzmittel aus der Privatschatulle des Papstes.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 22.12.2015, 16:20 Uhr.