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Gesellschaft & Religion Peace please! Eine kleine Geschichte des Friedenszeichens

Es prangt auf so manchem farbigen VW-Bus, und bei Anti-Kriegs-Demonstrationen darf es nicht fehlen: das runde Symbol mit den drei dünnen Strichen drin. Ein Engländer hat das Friedenszeichen heute vor 58 Jahren geschaffen – paradoxerweise auf der Basis einer militärischen Zeichensprache.

Ein Blick auf das Symbol genügt, und der Fall ist klar. Peace. Frieden. Umgekehrt funktioniert es auch: Beim Wort Peace-Zeichen haben viele sofort ein Bild vor sich: Das Peace-Zeichen ist so bekannt, als wäre es immer schon da gewesen. Einfach vom Himmel gefallen.

Das Gesicht hinter dem Logo

Aber natürlich ist es das nicht. Entworfen hat das Friedenszeichen ein britischer Grafiker: ein Mann namens Gerald Holtom. Und zwar ursprünglich als Logo für einen Verein: für die britische Campaign for Nuclear Disarmement – eine Organisation für atomare Abrüstung.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hat das Zeichen am 4. April 1958. Es ist ein grauer Karfreitag, und die Atomwaffengegner marschieren von London zum Atomforschungszentrum in Aldermaston. Mit dabei haben sie Schilder mit ihrem neuen Logo – teils schwarz auf weiss, teils weiss auf grün. Holtoms Entwurf wird danach zum allgemeinen Symbol für friedliche Demonstrationen und löst sich immer mehr von seiner eigentlichen Bedeutung als Vereinslogo der Atomgegner.

Symbol eines Mannes, der vier Flaggen in unterschiedliche Richtungen hält.
Legende: Das Peace-Zeichen ist vom Winkler-Alphabet abgeleitet. Wikimedia

Militärische Zeichensprache

Dabei ist die atomare Abrüstung fest in das Zeichen eingebaut. Ja: Sie IST sogar das Zeichen. Die Striche im Kreis stehen nämlich für ND – nuclear disarmement. Gerold Holtom verwendete das sogenannte Winker-Alphabet. Soldaten benutzen es etwa auf Flugzeugträgern und zeigen so mit zwei Flaggen alle möglichen Buchstaben an. Das N ist dabei eine Fahne hoch, eine nach unten. Und für das D hält man dafür beiden Körperseiten je eine Fahne schräg nach unten. Zusammen ergibt das die Striche des Peace-Zeichens, und der Kreis darum symbolisiert die Erde.

Etwas paradox ist es schon, dass ausgerechnet das Friedenszeichen auf militärischer Zeichensprache basiert. Das hat später offenbar auch den Kriegsdienstverweigerer Gerald Holtom selbst gestört. In der Zeitschrift «Peace News» distanzierte er sich von seiner ursprünglichen Erklärung des Zeichens und sagte nun, er sein damals zutiefst verzweifelt gewesen und habe sich bloss selber gezeichnet: einen wehrlosen Menschen mit nach unten gestreckten Armen.

Sendung: SRF 4 News, Tageschronik, 4.4.2016, 10:55 Uhr

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