Gesellschaft & Religion - «Schifffahrt» ist so abgefahren wie die ganze Rechtschreibreform
Vor 10 Jahren wurde die neue Rechtschreibung amtlich: das Nachbeben der grossen Reform von 1996. Der Feder der Reformer entsprangen – neben einigen Verboten – eine ganze Reihe neuer Wortvarianten und Schreibweisen. Einige sorgen bei uns bis heute für Stirnrunzeln und Belustigung: sechs Beispiele.
Sanft und gut gerührt mundet sie am besten: die Mayonnaise. Die Majonäse, die uns die neue Rechtschreibung brachte, sieht jedoch aus wie aus der Tube gedrückt. Der Duden lässt uns zwar die Wahl – doch für das frankophile Auge ist allein ein Gedanke an die «-äse» eine Qual. Auch das «Dekolletee» wird ohne «é» ganz unansehnlich. Und dem «Portmonee» geht's ähnlich. «Quel horreur!» würde der Franzose klagen – und auch der Duden sollte die französischen Wörter nicht verjagen. (Danja Nüesch, Redaktion Kultur Online)
Warum das schöne (und viel gebrauchte!) Wort «aufwendig» plötzlich mit «ä» geschrieben werden darf, ist mir ganz und gar nicht einläuchtend, Verzeihung: einleuchtend. Weil es von «Aufwand» kommt? Unsinn! Schliesslich heisst es auch nicht dänken (trotz Gedanke) oder sprächen (trotz Sprache).
Stefan George schrieb 1897 in «Das Jahr der Seele»: «Die grauen Wolken versammeln sich behende.» Welche Hände dabei im Spiel sein sollen, wenn man das plötzlich ins Neudeutsche ändern würde, weiss nur der liebe Gott – der in eben solchen Wolken sitzt und die neue Rechtschreibung dann und wann milde belächelt. (Nicola Steiner, Redaktion Literatur)
Das Schiff will einfach nicht ablegen. Das Schiff will nicht fahren und es soll auch nicht in die Werft. Keine Schifffahrt also. Die Schifffahrt mit drei «F» wird der Klassiker in der Debatte um die Rechtschreibreform. Sie mobilisiert gesellschaftliche Antikräfte, deren Existenz kaum mehr zu vermuten sind, als die Reformer ans Werk gehen. «Sprache kennt keine Kompromisse», meinen die Schriftsteller um Daniel Kehlmann – und Günter Grass ist sowieso dagegen. Wogegen? Gegen die Schifffahrt mit drei «F» zum Beispiel. Aber das Schiff fährt ab, leider. (Rainer Schaper, Redaktion Literatur)
Was war es doch für ein nettes Wort, dieses «Tip»: ausgewogen im Erscheinungsbild, freundlich und einladend. Dann ist es zum knallenden Befehl verkommen – und ich kann mich noch gut erinnern, wie ich jedes Mal schlechte Laune bekam, wenn man mir einen «Tipp» gab. Übertroffen wird für mich dieses hinzugeführte «P» nur durch das zum Fehlen freigegebene «H» in «Spaghetti». Als «Spagetti» wird das italienische Nationalgericht ja glatt zum Matsch: «Spatschetti» müsste es korrekt ausgesprochen werden. Che disastro! (Franziska Hirsbrunner, Redaktion Literatur)
Füchse: schon oft. Bloss Gämsen habe ich an der Gämsenstrasse am unteren Zürichberg noch keine gesehen. Vielleicht fühlen die Tiere sich hier nicht mehr wohl, seit vor zehn Jahren das Schild mit dem Strassennamen ausgetauscht wurde. Klingt ja nun auch sehr nach Gänse. Gämse statt Gemse: Weil sich das so schön auf Wämse reimt, welche die modebewussten Bergbewohner gerne tragen? Rein etymologisch gesehen stammte die Gemse von «gemeze» ab, sagt die Sprachwissenschaft. Die neudeutsche Gämse ist eher Jägerlatein: Der Waidmann schiesst lieber eine Gams. Gemse oder Gämse: im Grunde Jacke wie Hose. Es gibt für beides gute Argumente, denkt sich der schlaue Fux. Und schleicht sich. (Stefan Gubser, Redaktion Kultur Online)
Orthografie oder Orthographie, wie schreibt man dieses Wort laut neuer Rechtschreibung richtig? Beides ist erlaubt. Photonen und Fotografien haben beide was mit «phōtos», also Licht, zu tun. Den Photonen ist das alte Griechenland noch anzusehen, das Foto wurde eingebürgert. Doch wo das «Ph» durch ein «F» ersetzt wurde und wo es stehen bleiben durfte, entzieht sich meinem Logos: «Habe nun, ach! Leider auch die Orthografie durchaus studiert. Und da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug, als wie zu vor.» (Andri Mahler, Redaktion Kultur Online)
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