Die schwedische Öffentlichkeit war überrascht, manche gar geschockt, als vor einigen Jahren der damalige bürgerliche Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt sein Kabinett vorstellte. Gleich mehrere der neuen Minister gaben nämlich an, sie hätten aus ideologischen Gründen in der Vergangenheit keine Radio- und Fernsehkonzessionen entrichtet.
Das wurde nicht goutiert in einem Land, in dem jeder und jede bis Ende August für die Staatskasse arbeitet – also nur über knapp 40 Prozent des eigenen Lohns selbst verfügen kann. Die bezahlungsunwilligen Neuminister mussten sogleich wieder das Handtuch werfen.
Noch geht es ohne Werbung
Schwedens öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist gut aufgestellt – und kann es sich bis heute leisten, ganz ohne Werbung auszukommen. Mit den Liberalisierungen und Internationalisierungen der letzten Jahrzehnte gehören jedoch die alten Monopolstellungen auf dem Äther längst der Geschichte an.
2019 laufen die gegenwärtigen Konzessionen der drei öffentlich-rechtlichen Unternehmen – SVT (Schwedisches Fernsehen), SR (Schwedisches Radio) und UR (Bildungsradio) aus. Dann muss das Parlament in Stockholm entscheiden, ob die heute sehr umfassenden Angebote aufrechterhalten werden sollen oder der Auftrag des Service Public künftig enger gefasst werden soll.
«Da konnten wir einfach nicht mehr mithalten»
Für eine schlankere Variante, die namentlich von bürgerlichen Kräften befürwortet wird, spricht der Umstand, dass das schwedische Fernsehen bereits heute immer wieder auf populäre Senderechte verzichten muss.
Kürzlich hat etwa der internationale Discovery Medienkonzern die Senderechte für die Olympischen Wettkämpfe in Schweden bis zum Jahre 2024 erworben. «Da konnten wir einfach nicht mehr mithalten», erklärte Fernsehchefin Hanna Stjärne nach der verlorenen Auktion.
Sie wies jedoch darauf hin, dass sie ein anderes Fernsehvergnügen nicht aus den Händen geben werde: den Eurovision Song Contest, der im kommenden Frühjahr einmal mehr in Stockholm stattfinden wird.
Digitalisierung ist noch kein Problem
Weniger zu schaffen als die private Konkurrenz aus dem In- und Ausland macht den Öffentlich-Rechtlichen vorläufig die rasante Digitalisierung der Medienwelt. Hier können die gebührenfinanzierten Sender aus dem Vollen schöpfen, während vor allem die vielen Zeitungen des Landes sich über neue Finanzierungsquellen den Kopf zerbrechen müssen.
Unstrittig ist auch das publizistische Modell der Öffentlich-Rechtlichen, das auf weitgehende Unabhängigkeit politischer und kommerzieller Interessen hinausläuft. Einzig der gemeinsame Aufsichtsrat der drei Service-Public-Unternehmen wird von den im schwedischen Parlament vertretenen Parteien bestellt.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 26.8.2015, 17:06 Uhr