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Was macht Festivalseelsorge?
Aus Kultur-Aktualität vom 01.07.2024. Bild: KEYSTONE/Anthony Anex
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Seelsorge statt Satansgruss? Metalchurch sorgt für Achtsamkeit am Festival

Ein Team aus kirchlichen Seelsorgern spendet Metal-Fans Trost und zeigt: Das ungleiche Duo geht Hand in Hand.

Die Stimmung bei den rund 84'000 Besucherinnen und Besuchern am diesjährigen Greenfield Festival ist am Kochen. Etwas abseits von diesem Trubel geht es ruhiger zu und her: Essensstände, Kleiderstände, ein mobiles Tattoo-Studio und irgendwo dazwischen eine kleine Kapelle.

Schwarz gekleidete Männer mit Bärten und langen Haaren stehen davor. Erst bei genauerem Hinschauen erkennt man den Schriftzug auf ihren Lederjacken: Seelsorger. Einer von ihnen ist Elia. Er ist Festivalseelsorger und für Gespräche mit den Besucherinnen und Besucherinnen zuständig: «Wir reden über Gott und die Welt. Die Leute können uns ihre Sorgen mitteilen, Gebete aufsagen – einfach alles, worauf sie Lust haben.»

Metal und Kirche sind kein Widerspruch

Ein Festival sei ein Ort der Emotionen, gerade deshalb können auch schwierige Themen, wie Familienkonflikte oder Beziehungsprobleme aufkommen, erklärt Jack, der einen der Seelsorger zum Gespräch aufgesucht hat.

Metal und Kirche seien für ihn kein Widerspruch: «Meine Familie besteht aus ‹Witches› und ‹Shamanen›. Wir haben also mehr Bezug zu Naturgöttern. Die Familie meines Vaters ist eher christlich angehaucht. Da er verstorben ist, bin ich in die Festivalkapelle zum Beten gekommen.»

«Es ist eine offene Begegnung»

Zuständig für die Seelsorge am Greenfield Festival ist die Metalchurch: ein Verein, der von der evangelisch-reformierten Kirche unterstützt wird. Samuel Hug ist Pfarrer und hat die Metalchurch vor zwölf Jahren ins Leben gerufen. Ist das Seelsorge-Angebot also auch eine Art Image-Aufpolierung der evangelisch-reformierten Kirche oder wird zwischen Bühne und Bier gar missioniert?

«Ja, wir haben eine Glaubenshaltung», entgegnet Metalchurch-Pfarrer Samuel Hug: «Wenn man daran interessiert ist, bringen wir das ins Gespräch ein. Wir haben jedoch nicht die Absicht, jemanden zu überzeugen. Es ist vielmehr eine offene Begegnung.»

Kondome vs. Seelsorge

Die Metalheads sind noch zögerlich: Der Kondomstand direkt neben der Metalchurch hat deutlich mehr Besuchende. Das ändere sich aber, wenn es dunkel werde und der Alkoholpegel steige, sagt Pfarrer Samuel Hug: Selbst, wenn jemand betrunken mit dem Teufels-Handzeichen auf uns zukomme, hätten die Festivalseelsorger ein offenes Ohr.

«Man muss die Menschen auch in diesem Zustand wertschätzen und ihnen die Liebe von Gott zukommen lassen.»

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 1.7.2024, 17:20 Uhr. ; 

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