1. Fawwaz Haddad – der düstere Visionär
Bereits vor der syrischen Revolution 2011 waren seine Bücher in Syrien verboten. Er veröffentlichte vor allem in Libanon, auch seinen 2006 erschienenen Roman «Gottes blutiger Himmel», der zwar die Situation im damaligen Irak beschreibt, sich aber wie eine dunkle Prophezeiung auf das heutige Syrien liest. Ein Vater sucht seinen Sohn, der als Gotteskrieger für eine Al-Qaida ähnliche Miliz kämpft. Er irrt durch ein blutgetränktes Land, sucht überall – in Krankenhäusern und Leichenhallen – nach einer Spur von seinem Sohn. Und er findet ihn. Ein hartes, verzweifeltes Buch. So hart und verzweifelt wie die Situation Syriens.
2. Samar Yazbek – die Chronistin
«Schrei nach Freiheit» hiess ihr erstes Buch, erschienen 2012 – ein Jahr nach Beginn der syrischen Revolution. Damals reiste Samar Yazbek durch das Land, beschrieb die Demonstrationen, die beginnende Unterdrückung des Protests, die Folterkeller des Assad Regimes. Danach musste sie Syrien verlassen. Doch sie reist weiter, als Aktivistin. Unermüdlich berichtet sie vom Unbeschreiblichen, vom Terror in ihrem Land. Sie kehrt sogar mehrfach nach Syrien zurück, für ihr zweites Buch «Die gestohlene Revolution», das von der Auslöschung ihres Landes erzählt, zerrieben zwischen Gotteskriegern und Assads Schergen.
3. Mohammad Al-Attar – der Dramatiker
Sein Medium ist das Theater. Mohammad Al-Attar musste 2011 Damaskus verlassen, zuerst nach Beirut, dann nach Berlin. Gemeinsam mit dem Regisseur Omar Abusaada erzählt er von den Zuständen in seinem Land. In ihrem Projekt «Antigone in Shatila» – entstanden in Beirut – erzählen 17 Frauen, die Syrien verlassen mussten, den alten Antigone-Stoff und ihre eigene Geschichte von Mut, zivilem Ungehorsam und Flucht. Mit der neuesten Produktion «Während ich wartete» wird Mohammad Al-Attar beim Theaterspektakel in Zürich, sowie beim Theaterfestival Basel gastieren.
4. Daisam Jalo – der Musiker
Die Städte, die neuen und die alten, die Menschen, die darin wohnen und ihre Kultur – alles ist bedroht in Syrien. Der Musiker Daisam Jalo weiss um die Bedrohung, denn syrische Kultur, vor allem die Musik wird oft mündlich weitergegeben. «Jetzt sterben die Menschen in Syrien. Die musikalischen Traditionen sind mündlich überliefert, nicht aufgeschrieben wie in Europa. Wenn die Leute sterben, stirbt auch die Tradition mit ihnen», sagt er. Daisam Jalo musste fliehen, weil er nicht zum Assad-Armee eingezogen werden wollte. Nun lebt er, wie viele syrische Musiker, im Exil und will ein Archiv für syrische Musik aufbauen, damit die Traditionen nicht vergessen gehen.
5. Riad Sattouf – der Cartoonist
«Ich bin weder Franzose noch Syrer, ich bin Cartoonist», sagt Riad Sattouf über sich. Der Künstler, der auch für «Charlie Hebdo» gezeichnet hat, wurde vor allem durch seinen Graphic Novel «Der Araber der Zukunft» bekannt. Darin beschreibt er seine Kindheit und Jugend in Syrien und Libyen. Doch dieses Buch ist nicht nur eine witzig erzählte Familiengeschichte, sondern beschreibt die Geschichte der arabischen Welt der letzten 30 Jahre. Aus sehr persönlicher Sicht.
Inhalt
Gesellschaft & Religion Trotz Krieg und Chaos – die syrische Kultur lebt
Musiker, Autoren und Künstler leben gefährlich – besonders als Zielscheiben des Unrechtsregimes in Syrien. Im Exil erheben syrische Kulturschaffende ihre Stimme, beschäftigen sich mit der Tragödie ihres Landes und der Tatenlosigkeit des Westens. Wir stellen fünf davon vor.