KZ-Bilder und Gewaltdarstellungen wird man in dieser Ausstellung nicht sehen. Stattdessen zeigt «Besa – ein Ehrencodex. Wie Albaner im Zweiten Weltkrieg Juden retteten» grossflächige Portraits von Menschen und ihren Nachfahren, die in Israel als «Gerechte unter den Völker» verehrt werden, dokumentiert vom US-Fotografen Norman H. Gershman. Die Bilder zeigen mutige Handwerker und Bauern, die Juden über Jahre bei sich versteckten und miternährten.
Vorbilder wolle man zeigen und den Albanern in der Schweiz auch etwas, worauf sie stolz sein können, erklärt Esther Hörnlimann. Sie begleitet zusammen mit anderen die Ausstellung in ehrenamtlicher Arbeit durch die Schweiz. In zehn Schweizer Städten wird sie zu sehen sein.
Besa heisst «ein Versprechen halten»
Der traditionelle albanische Ehrencodex Besa verpflichtet dazu, für das Wohl seiner Gäste alles zu tun, auch wenn man damit sein eigenes Leben riskiert. Von der muslimischen Albanerin Lime Balla, Jahrgang 1910, ist hier nun zu lesen: «Wir waren arm – wir hatten nicht einmal einen Esstisch – aber wir erlaubten ihnen kein einziges Mal, für Essen oder Unterkunft zu bezahlen. Die Juden blieben 15 Monate in unserem Dorf versteckt. Wir kleideten sie wie Bauern, wie uns selbst.»
Das alles geschah anfangs noch unter der Herrschaft des albanischen Königs Zogu. Unter dem kommunistischen Diktator Enver Hoxha und auch danach durfte nichts Gutes über die Monarchie gesagt werden. Erst seit den 1990er-Jahren ist ein Erinnern an die Humanitätsbeweise christlicher und muslimischer Albaner wieder möglich. Das Erinnern wird von Yad Vashem befördert: Die israelische Holocaust-Gedenkstätte mit Forschungszentrum hat diese Ausstellung konzipiert.
Dass sie nun so interaktiv von Kinofilmen, Workshops, Zeitzeugenbegegnungen und auch von interreligiösen Fussballspielen begleitet wird, ist den hiesigen ehrenamtlichen Organisatorinnen zu verdanken. Sie wollen damit auch ein Zeichen für interreligiöse Koexistenz in der Schweiz heute setzen.
Botschaft an die Jugend heute: Toleranz und Koexistenz
Kein Zufall startet die Ausstellung «Besa» im multikulturellen Quartier Kleinbasel. Und die albanisch-schweizerische Organisation Albinfo wirkt auch mit. Zwei Schulklassen nutzten bereits die vielleicht letztmalige Gelegenheit, mit einer Überlebenden zu sprechen.
Die jüdische Zeitzeugin Johanna Neumann war extra aus Washington angereist: «Mein Ziel ist, dass die Jugend hört, was in der Welt vorgegangen ist und auf der Hut bleibt. Denn es passiert so schnell, dass eine Gruppe schlecht geredet und ausgegrenzt wird.»
Damit meint sie freilich nicht nur Juden, sondern auch Albaner heute. Mit der muslimisch-jüdischen Verständigung ist es weltweit nicht gut bestellt. In arabischen Ländern und im Iran grassiert ein neuer Judenhass. Das Beispiel der muslimischen Albaner im Zweiten Weltkrieg soll zeigen, dass es auch anders geht, und Mitmenschlichkeit auch eine muslimisch-albanische Tugend ist.