«Ein bisschen viel Aufregung – vor allem für einen Koala», war die erste Reaktion von Lukas Bärfuss, als er den Schweizer Buchpreis in Basel entgegen nahm. «Man schreibt Bücher ja nicht, um Preise zu gewinnen. Und deshalb freut man sich umso mehr – weil es Geschenke sind, die einfach so kommen.»
Ein Roman über das schwierige Thema Suizid
Das «Geschenk», der Schweizer Buchpreis 2014, ist mit 30'000 Franken dotiert. Bärfuss erhält ihn für seinen Roman «Koala»: «Ein autonomer Roman eines gestaltungskräftigen Autors», hiess es in der Begründung der Jury. Und weiter: «Lukas Bärfuss verbindet grosse Themen wie Suizid, Kolonialismus und Leistungsideologie auf kühne Weise.»
Der Thuner Autor, der bereits 2008 für den Buchpreis nominiert war, verbindet in «Koala» die Entdeckung Australiens mit dem Suizid seines Bruders. «Es ist ein schönes Buch über ein schlimmes Thema», sagt Lukas Bärfuss im Gespräch mit SRF Kultur. «Es ist ja immer die Hoffnung der Literatur, dass sie den Schmerz in etwas in Schönes umzuwandeln.»
«Eine Anmassung sondergleichen»
Beiträge zum Thema
- Lukas Bärfuss auf ansichten.ch – das Literaturportal von SRF , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen
- Lukas Bärfuss im Gespräch (Sternstunde Philosophie, 4.5.2014)
- Buchbesprechung von «Koala» (Literaturclub, 18.3.2014)
- «Koala» – Sprachlosigkeit nach dem Tod (Echo der Zeit, 5.3.2014)
- Lukas Bärfuss als Theaterautor (Kulturplatz, 12.5.2010)
Ob der Schmerz um den Verlust seines Bruders nun wieder stärker hervortritt – jetzt, wo Bärfuss noch mehr über den Romaninhalt sprechen muss als vorher? Bärfuss verneint. Der Schmerz habe durch den Roman bereits eine andere Form gefunden. «Das Literarische ist wichtiger geworden als mein persönliches Leiden.»
Sein Schaffen betrachtet Bärfuss durchaus auch kritisch: «Es ist eine Anmassung sondergleichen, aus etwas Schrecklichem etwas so Schönes zu machen – und dafür noch Preise zu erhalten», sagt der Autor. «Ich würde diesen Preis zehn mal hergeben, wenn ich dafür keinen Anlass gehabt hätte, dieses Buch zu schreiben.»
Jury tat sich schwer mit dem Entscheid
«Koala» war einer von fünf Titeln, welche die Jury im September aus 80 eingereichten Romanen und Essays von Schweizer Autorinnen und Autoren nominiert hat. «Der Entscheid war alles andere als einfach», sagt Jury-Mitglied Corina Caduff. «Gerade auch, weil die fünf nominierten Bücher sehr unterschiedlich waren.
Die weiteren Finalisten waren: Dorothee Elmiger («Schlafgänger»), Heinz Helle («Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin»), Guy Krneta («Unger üs») und Gertrud Leutenegger («Panischer Frühling»). Sie erhalten je 2500 Franken Preisgeld.
SRF-Leser einig mit der Jury
Unsere Leserinnen und Leser gehen mit der Buchpreis-Jury einig: Im Online-Voting, in dem User vor der offiziellen Buchpreis-Verleihung ihren Favoriten bestimmen konnten, hat ebenfalls Lukas Bärfuss die Nase vorn.