Albumtipp
Latin-Sounds aus dem Aargau: Neben Nemo oder Zeal & Ardor gehören sie zu den grossen, internationalen CH-Musik-Erfolgsstorys der letzten Jahre: Hermanos Gutiérrez aus Zofingen, deren letztes Album «El Bueno Y El Malo» zum endgültigen Durchbruch führte. Und weil man bekanntlich das Eisen schmieden soll, solange es heiss ist, kommt rund 18 Monate später schon wieder eine neue Platte, erneut aufgenommen in Nashville. Und auch ihrer mit Latin-Gitarren geschwängerten Cowboyromantik sind die beiden Brüder auf ihrem sechsten Album treu geblieben. (Luca Bruno)
Literaturtipp
Jahrhundertautor, neu entdeckt: Übersetzt in viele Sprachen und höchst geehrt – der französisch-amerikanische Autor Julien Green (1900–1998) schildert in seinen Werken messerscharf Daseinsängste und Leidenschaften, und wie diese Menschen in die Katastrophe führen können. Dank einer Neuübersetzung des Romans «Treibgut» lässt sich der Meister neu entdecken. Das Buch spielt im Paris der 1930er-Jahre. Der Nimbus, «die Hauptstadt der Welt» zu sein, ist längst verflogen. Hier lebt die Hauptfigur, ein junger Bourgeois, von Beruf Erbe und sich selber überdrüssig. Innere Leere, Selbsthass. «Treibgut» ist der literarisch meisterhaft gestaltete Abgesang auf eine untergehende Zeit. Ein überaus dringliches Werk, weil es auch an den rasanten Wandel in unserer Gegenwart denken lässt. (Felix Münger)
Filmtipp
Mit der Biker-Gang auf Tour: Was sind schon Fussballtore gegen die grosse Freiheit mit röhrenden Motoren: «The Bikeriders» spielt in den USA der 1960er-Jahre, zeigt den Aufstieg und Fall der «Vandals», einem fiktiven Motorradclub von rebellischen Aussenseitern. Inspiriert ist das Drama vom gleichnamigen Foto-Kultbuch des amerikanischen Fotografen Danny Lyon, angereichert um eine Dreiecksgeschichte und gespielt von hochkarätigen Stars: «Elvis»-Darsteller Austin Butler, Haudegen Tom Hardy und Serienstar Jodie Comer lassen die Herzen von Motorradfans höher schlagen. Eine wenig überraschende Story, aber unterhaltsam und bildstark erzählt. (Sandra Steffan)
Ausstellungstipp
Römische Statuen und Steine finden im Mittelalter in einem Turm in Nyon neue Verwendung. Ein modernes Haus in Winterthur besteht aus wiederverwendetem Material. Übers Internet und in Brockenhäusern findet Altes in den Kreislauf zurück. Aus purer Not praktizierten dies die Menschen einst. In der Konsum- und Wegwerfgesellschaft rücken Wiederverwendung und Upcycling in den Vordergrund. Um die Ressourcen zu schonen. Und weil Gegenstände aus Vorbesitz eine besondere Patina haben. Das Landesmuseum schlägt den Bogen von der Steinzeit in die Gegenwart und zeigt eindrücklich, wie die Menschen mit ihren Produkten umgegangen sind, und wie sie dem vermeintlichen Abfall neue Nutzungen abgewinnen. (Raphael Zehnder)
Konzerttipp
Zitherklänge auf der Waldlichtung: Jedes Jahr trifft am Festival «Obwald» hiesige Volksmusik auf ferne Musikkulturen. An fünf Tagen werden auf der Waldlichtung Gsang in Giswil Klänge verschmolzen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zelebriert und sich ausgetauscht. Dieses Jahr wurden finnische Volksmusikschaffende eingeladen, unter anderem mit der Kantele im Gepäck – sie ist mit dem Schweizer Hackbrett verwandt. Zwei Zitherinstrumente: das eine gezupft, das andere geschlagen. (Luca Bruno)