Er ist der raffinierteste Kunstfälscher der jüngeren Geschichte: Wolfgang Beltracchi. 35 Jahre lang setzt er sein Talent ein, um Bilder in der Handschrift anderer Maler zu malen. Über 300 Bilder schleust er so in den Kunstmarkt. Bis er 2010 auffliegt. Nach getaner Busse anfangs 2015 zieht es Beltracchi nach Südfrankreich. Seine Wahlheimat. Dort porträtiert er nun den Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger und dessen Frau Niccel im Stile des spanischen Malers Joaquin Sorolla.
«Maler des Lichts»
Joaquin Sorolla ist anfangs des 20. Jahrhunderts der am besten verkaufende Maler Europas. Renoir oder Monet kann man getrost vergessen; zumindest was den finanziellen Erfolg betrifft, war der Spanier Joaquin Sorolla damals allen überlegen. Wenn er ein Bild verkaufte, konnte er dafür den Gegenwert einer stattlichen Villa kassieren, sagt die Legende. Man nannte Sorolla den «Maler des Lichts», weil er wie kein Zweiter die zauberhaften Lichtstimmungen unter der südlichen Sonne zur Geltung brachte.
Portrait mit Mückenstich
Emil Steinberger und seine Frau Niccel treffen Beltracchi in Montpellier, seiner Wahlheimat. Hier lebte die Familie Beltracchi vor der Verhaftung 2010, hier entstanden die Fälschungen, hier lebte der Meisterfälscher in Saus und Braus. Heute ist das Gelände seines grossen Landgutes, das er damals erworben hatte, als er noch Millionär war, verwaist, verwahrlost, verwittert. Im hohen Gras des ehemals feudalen Gartens findet die Malsession mit Emil und Niccel Steinberger statt. Draussen, weil das Licht für die Kunst von Sorolla das Wichtigste ist. Damit kommt es zu einer Premiere: Erstmals malt Beltracchi draussen und nicht im Geheimen, im Dachstock oder im Atelier. Und diese Premiere hat es in sich: Wind, Mücken und ständig wechselnde Lichtverhältnisse können auch den grössten Meister aus der Ruhe bringen.