Der Stiftungsrat des Kunstmuseums Bern hat beschlossen, eine Forschungsstelle einzurichten. Sie soll möglichst bald die Erforschung der Sammlung Gurlitt vornehmen. Ziel sei es, die Bilder baldmöglichst an die Öffentlichkeit zu bringen, sagt Matthias Frehner, Direktor des Kunstmuseums Bern: «Die Erwartungen der Öffentlichkeit sind sehr hoch, man möchte Werke sehen. Es ist deshalb unser Ziel, möglichst rasch eine Ausstellung mit ersten Arbeiten vorbereiten und zeigen zu können».
Kein Zugriff auf die entscheidenden Dokumente
Ein Erbstreit führt nun zu einer Verzögerung, bis die Forschungsstelle ihre Arbeit aufnehmen kann. Uta Werner, die Cousine von Cornelius Gurlitt, ficht das Testament an. Dieses vermacht die Kunstsammlung an das Kunstmuseum Bern. Bis das in München hängige Verfahren abgeschlossen ist, kann die Forschungsstelle nicht auf die Dokumente aus dem Nachlass zugreifen, die benötigt werden, um die Herkunft der Bilder zu klären.
«Die Forschungsstelle beschäftigt sich mit den schriftlichen Materialien, die Cornelius Gurlitt hinterlassen hat», sagt Frehner. In den Akten und Korrespondenzen von Cornelius Gurlitt und dessen Vater will man Hinweise auf die Provenienz der Bilder finden und so eruieren, ob es sich bei einzelnen Werken um Raubkunst handelt.
Beiträge zum Artikel
- Gurlitt-Erbe – die Last des Geschenks (Kulturplatz, 26.11.2014) Gurlitt-Erbe – die Last des Geschenks (Kulturplatz, 26.11.2014)
- Warum nimmt Bern Gurlitts Erbe an? (Reflexe, 26.11.2014) Warum nimmt Bern Gurlitts Erbe an? (Reflexe, 26.11.2014)
- Gurlitts Handelswege in die Schweiz (Kulturplatz, 04.12.2013) Gurlitts Handelswege in die Schweiz (Kulturplatz, 04.12.2013)
- Der Fall Gurlitt: Fokus Provenienzforschung (Reflexe, 18.11.2013) Der Fall Gurlitt: Fokus Provenienzforschung (Reflexe, 18.11.2013)
Rückgabe von Raubkunst verzögert sich
Die Feststellung der Provenienzen ist nicht nur in Hinblick auf eine Ausstellung wichtig, die Forschungsstelle soll auch dabei helfen, Raubkunst an die rechtmässigen Besitzer zurückzugeben. «Ärgerlich ist das Ganze auch deshalb, weil die laufenden Restitutionsfälle, das sind drei Fälle, jetzt blockiert sind», sagt Frehner – die Rückgabe der drei als Raubkunst identifizierten Bilder werde sich nun beträchtlich verzögern.
Es ist vorgesehen, dass die Forschungsstelle für eine Dauer von bis zu 6 Jahren eingerichtet wird. Bis jetzt ist das erste Jahr finanziert. Der Schweizer Kunsthistoriker Oskar Bätschmann soll die Forschungsstelle leiten. Bärtschmann war über mehrere Jahre Mitglied des Stiftungsrats des Kunstmuseums Bern. Bei der Forschungsstelle sollen ihm drei weitere Forscher zur Seite gestellt werden. Die Stelle wird selbst keine Entscheidungsbefugnis haben, sondern ihre Befunde der Taskforce der deutschen Regierung und des Freistaats Bayern unterbreiten.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 17.2.2015, 17:20 Uhr