- Das Architektenduo Christ und Gantenbein begann klein, heute zählen sie zu den Stars der Schweizer Architekturszene.
- In den beiden Neubauten in Zürich und Basel beziehen sie Vorhandenes mit ein. Das Sanieren und Erweitern ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.
- Ihnen liegt der Museumsbau am Herzen: Es brauche neben dem Internet «surreale Orte für die Auseinandersetzung mit Kunst und Ausstellungsobjekten.»
Das Innere ganz im Dienste der Kunst
Nobel und kompakt, aus speziell schmalen Backsteinen gemauert steht er grau-weiss an prominenter Lage da: der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel. Und der Neubau beim Landesmuseum legt sich wie ein zackig und kantiges Etwas, mit einer wuchtigen Dachform und kecken Bullaugen in der Betonwand um den historisierenden Bau von Gustav Gull.
Die Unterschiede sind auch im Innern augenfällig: für das Kunstmuseum haben die Architekten Emanuel Christ und Christoph Gantenbein ein Gebäude mit klassischen Museumsräumen entworfen, die mit weissen Wänden voll und ganz im Dienste der Kunst stehen. Fürs Landesmuseum haben sie mit dramatischen Raumabfolgen gearbeitet, Wände und Böden sind aus grauem Beton.
Eine zeitgenössische Neuinterpretation
Christ und Gantenbein treten als smartes, redegewandtes Duo auf und sind sichtlich stolz. Stolz, dass sie die beiden 100-Millionen-Projekte gleichzeitig gestemmt haben und auf die Resultate, die die alten Bauten eigenständig aber nicht mit einem Spektakel ergänzen. Die beiden Museumserweiterungen seien im Grundsatz gar nicht so unterschiedlich, findet das Architekten-Duo.
In beiden Projekten standen der Respekt und das Interesse gegenüber dem Vorhandenen im Zentrum, gepaart mit einem gesunden Mass an Selbstbewusstsein, um daraus eine zeitgenössische Neuinterpretation des Altbaus zu entwerfen. Das Sanieren und Ergänzen ist für sie offensichtlich wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit, denn Sanieren und Ergänzen bedeutet auch, sich intensiv mit Architekturgeschichte zu befassen.
AVon der ETH aufs internationale Parkett
Gleichzeitig geben aber beide zu, dass sie beim Landesmuseum viel gelernt haben: technisches Know-how und eine Portion Gelassenheit. Als sie den Architektur-Wettbewerb fürs Landesmuseum 2002 für sich entschieden, war der Überraschungscoup perfekt: Die beiden Neulinge, die erst kleinere private Aufträge ausgeführt hatten, wurden quasi aus dem Nichts aufs nationale und internationale Parkett katapultiert.
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Rasch mussten die beiden ehemaligen ETH-Studienkollegen ihr Büro erweitern. Heute, 14 Jahre später, gehören sie zu den Stars der Schweizer Architekturszene. Sie haben in Liestal ein auffälliges Geschäftshaus gebaut, in London die denkmalgeschützte «Swiss Church» renoviert, in Basel ein Wohn- und Werkhaus realisiert und in Oslo, Mendrisio, Aberdeen und an der ETH Zürich als Gastprofessoren unterrichtet.
Die Museumsarchitekten
1998 haben der Basler Emanuel Christ und der St. Galler Christoph Gantenbein ein Architekturbüro in Basel in einem alten Gewerbekomplex gegründet. Man könnte sie beinah als Museumsarchitekten bezeichnen. Denn neben den nun abgeschlossenen Erweiterungsbauten in Basel und Zürich erweitern Christ und Gantenbein das Walraff-Richartz-Museum in Köln und bauen in Kilchberg für 80 Millionen ein «Chocolate Competence Center» für Lindt & Sprüngli.
Doch Christ und Gantenbein winken ab. Ein Museum zu bauen, sei einfach eine spannende und auch besondere Aufgabe, erklären die beiden Architekten. «Wohnhäuser sind funktionaler und oft kommerziellen Rahmenbedingungen ausgesetzt. Kompromisse sind rasch gefragt. Beim Museum sind die Ansprüche anders», erklärt Emanuel Christ.
Orte erhöhter Aufmerksamkeit
«Museen sind für uns Orte erhöhter Aufmerksamkeit. Wir halten fest an der Vorstellung, dass es neben dem Internet ganz reale Orte für die Auseinandersetzung mit Kunst und Ausstellungsobjekten braucht», ergänzt Christoph Gantenbein. Darum arbeiten die beiden Architekten denn auch mit ausgeprägten Materialien: im Kunstmuseum Basel mit Carrara-Marmor für den Boden, mit grauem Verputz für die Wände und feuerverzinkten Handläufen. Im Landesmuseum in Zürich übernimmt der Beton die Hauptrolle: geschliffen als Boden, roh als Wand, mit einem Wasserstrahl aufgeraut als Aussenwand.