Sie leiten ab August zwei Kunstinstitutionen in Bern: das Kunstmuseum und das Zentrum Paul Klee. Beide stehen an unterschiedlichen Standorten, besitzen zwei unterschiedliche Sammlungen. Was haben sie inhaltlich miteinander zu tun?
Nina Zimmer: Es sind zwei ganz wunderbare Sammlungen, die ganz verschiedene Stärken haben. Beide sind aus der Berner Kulturszene heraus entstanden, haben sich dann auseinanderentwickelt und können jetzt in einem neuen Rahmen wieder zusammenfügt werden. Ich möchte das Programm beider Häuser übers Jahr hinweg zusammendenken und schauen, inwiefern sich beide Häuser ergänzen können und inwiefern jedes Haus trotzdem seine eigene Identität bewahren soll.
Heisst das auch, dass Sie die Eigenständigkeit der beiden Häuser profilieren, beziehungsweise schärfen möchten?
Mich interessieren die Qualitäten beider Häuser. Diese möchte ich auch herausarbeiten. Dann kann sich das Programm auch sehr gut ergänzen. Man kann ja im einen Haus eine Ausstellung anschauen und das zweite Haus danach besuchen – im Sinne eines Kontrastprogramms.
Ist das nicht ein Widerspruch: die Eigenständigkeit unter einer gemeinsamen Leitung bewahren?
Die Aufgabe besteht darin, einen Rahmen zu schaffen. Viele Strukturen sind dafür schon geschaffen worden. Unter einem grossen Dach befinden sich nun zwei Häuser. Ich freue mich darauf, zwischen ihnen inhaltliche Brücken zu schlagen.
Sie haben zehn Jahre als Kuratorin des Kunstmuseum Basel gearbeitet und waren die letzten beiden Jahre Vizedirektorin. Das Kunstmuseum Basel hat eine exquisite Sammlung, das Kunstmuseum Bern eine sehr gute. Wie gehen Sie mit diesem Qualitätsunterschied um?
Man muss die passenden Projekte für ein Haus entwickeln. Und wenn man sich auf die Qualitäten besinnt, vermögen diese Qualitäten auch zu überzeugen.
Was sind für Sie die Qualitäten des Kunstmuseum Bern?
Mich fasziniert die Spannweite, die bis ins Mittelalter reicht, und dass es über verschiedene Jahrhunderte hinweg Sammlungskerne gibt. Was mich interessiert ist diese Werke vielleicht mit internationalen Positionen zu kombinieren. Etwa bei Schweizer Kunst des 19. Jahrhunderts spezifische Qualitäten herauszuarbeiten, die auch eine internationale Qualität haben, die erst im Vergleich sicht- und spürbar wird.
Also Albert Anker und seine Zeitgenossen? Ich schiesse ins Blaue.
Da können Sie gerne reinschiessen. Es gibt aber noch viele andere Farben ausser blau. Es wird auch Rotes, Gelbes und Grünes geben.
Das Zentrum Paul Klee hat eine grosse Klee-Sammlung. Das ist ein Schatz. Aber alle Direktoren haben sich bisher an diesem Schatz die Zähne ausgebissen. Eine gute Klee-Sammlung ist und bleibt eine gute Klee-Sammlung. Wie werden Sie mit der Herausforderung umgehen?
Meine Vorgänger haben ein sehr überzeugendes Programm vorgestellt. Ich habe das Gefühl, dass da schon das richtige Programm entwickelt ist. Es ist ganz klar, dass es in einem Zentrum Paul Klee um Klee gehen muss. Klee-Forschung ist ein sehr lebendiger Forschungsbereich. Ich bin ganz sicher, dass man da ganz interessante, vielseitige und überraschende Projekte direkt aus dem Thema Klee entwickeln kann.
In der Medienmedienmitteilung ist zu lesen, dass Bern zu einem der drei führenden Kunstplätze der Schweiz werden soll. Basel baut jetzt aus. Muss Bern jetzt auch vergrössern, um unter die ersten drei zu kommen?
Man muss vor allem erst mit den Inhalten anfangen. Daraus ergeben sich dann die nächsten Fragestellungen. Man muss natürlich über Infrastruktur nachdenken, und natürlich gibt es anstehende Sanierungsprojekte. Und man muss die richtigen Ziele im richtigen Zeitrahmen setzen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 21.03.2016, 17:08 Uhr.