Dreierlei bewog die Veranstalter der Art Basel 2002 dazu, ihren ersten internationalen Ableger ausgerechnet in Miami Beach zu eröffnen.
- Erstens besitzen viele wohlhabende amerikanische Kunstfreunde in Florida Häuser, in denen sie den Winter verbringen. Ihnen gewährt man, mit einer Messe im Vorgarten, einen Kundenservice der besonderen und der besonders einträglichen Art.
- Ein zweiter Vorteil ist die Nähe zu Lateinamerika. Dieser neue Markt ist für den Kunsthandel attraktiv. Und für die USA als unmittelbare Nachbaren erst recht. Das verleiht der Art Basel Miami als Messe zusätzliches Gewicht innerhalb der Vereinigten Staaten.
- Drittens bietet Miami Beach viel für schöne Körper, aber wenig für Schöngeister. Wer der Kultur wegen nach Miami kommt, kommt der Kunstmesse wegen. Und wer der Kunstmesse wegen kommt, kommt, um einzukaufen.
Weg aus der Galerie, rein ins Museum
Diese Strategie hat sich ausgezahlt. Die Art Miami Beach ist mit 250 Ausstellern und über 50'000 Besuchern eine der wichtigsten Kunstmessen der Welt. Doch die Konkurrenz nimmt zu. Kein Monat vergeht ohne eine Messe, sei es in Madrid, Shanghai oder Dubai. Die Art Basel selber hat 2013 zusätzlich nach Hongkong expandiert. Grund für diesen Rummel ist eine Verlagerung des Kunstgeschäftes weg aus der Galerie. Bis zu 40 Prozent ihres Umsatzes machen Galerien heute an Messen.
Kaufkraft und Verkaufskraft
Paradoxerweise eröffnen die Giganten des Kunsthandels dennoch immer weitere und prächtigere Präsentationsräume auf allen Kontinenten – Prestigeobjekte, die dann die meiste Zeit über leer stehen.
Ums Prestige geht es auch an den Messen. Um Image- und Kontaktpflege. Hier wird Macht, Kaufkraft und Verkaufskraft demonstriert. Während weniger Tage befinden sich alle Insider an einem Ort. Sehen und gesehen werden, eine bessere Gelegenheit gibt es dafür nicht.
Glänzende PR für alle
Die Art Basel Miami lockt zudem mit Partys. Anfangs war man über den Ruf als Cüpli-Bar unter den Messen nicht gerade glücklich. Doch inzwischen sind die Miami-Messe-Partys legendär und ein entscheidender Pluspunkt. Gesponsert werden die Festivitäten von Galerien, Sammlern und Prominenten, die ihre Liebe zur Kunst entdeckt haben. Besucht werden sie von ebensolchen. Jay-Z hier, Charles Saatchi da, Leonardo DiCaprio dort, Paparazzi überall. Das ist glänzende PR für alle Beteiligten.
Geld ist vorhanden. Das haben die Rekordpreise gezeigt, die an den jüngsten Auktionen erzielt wurden. Shop till you drop, lautet deshalb das Motto für die Art Basel Miami 2013. Mojito und Liegestuhl sind inbegriffen.